Hadern mit der Schuldenbremse Habeck wünscht sich "wuchtiges" Wachstumspaket
30.04.2024, 08:09 Uhr Artikel anhören
Habeck beim "HNA"-Lesertreff: "Wenn ich könnte, wie ich wollte ..."
(Foto: dpa)
Mit einem "Wirtschaftswende"-Programm geht die FDP aus ihrem Berliner Parteitag. Der grüne Wirtschaftsminister Habeck nimmt den Koalitionspartner beim Wort und will "den Stier bei den Hörnern packen". Für mehr Investitionen will er Steuerentlastungen - und sieht dabei ein gewichtiges Hindernis.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich für ein "kurzfristiges" und "wuchtiges" steuerliches Entlastungsprogramm für die Wirtschaft ausgesprochen. Um dies zu finanzieren, warb der Grünen-Politiker bei einem Lesertreff der "HNA" in Kassel für eine Reform der Schuldenbremse. Mehr Flexibilität würde es erlauben, mehr zu tun für die Bauwirtschaft und für mehr Investitionen der Firmen. Habeck räumte aber ein, für eine Reform der Schuldenbremse gebe es derzeit keine politische Mehrheit.
Die Aussagen Habecks auf eine Leserfrage hin kommen kurz nach dem FDP-Parteitag. Die FDP hatte angesichts der Wachstumsschwäche in Deutschland ein Papier für eine "Wirtschaftswende" beschlossen. Die FDP fordert unter anderem die volle Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie Verschärfungen bei Sozialleistungen. Auf das FDP-Papier ging Habeck nicht ein.
Habeck sagte mit Blick auf die Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung über den Bundeshaushalt 2025, die Mittel seien knapp. Notwendig wären aber konjunkturelle Impulse. Die Stimmung helle sich derzeit auf. Die Krise der letzten zwei Jahre mit hohen Energiekosten und einer hohen Inflation scheine sich dem Ende zuzubewegen.
"Schleppen bleierne Zeit in den Klamotten"
"Wenn ich jetzt also könnte, wie ich wollte, dann würde ich sagen: Lass uns den Stier bei den Hörnern packen und jetzt investieren wir. Und die Investitionen von Bau bis neue Anschaffungen für die Maschinen, die könnt Ihr auch abschreiben. Also jetzt lohnt es sich, wieder in Deutschland zu investieren, weil wir ein kurzfristiges, aber wuchtiges Entlastungsprogramm, ein steuerliches Entlastungsprogramm, machen", sagte Habeck. "Das würde jetzt den Impuls geben, dass es wirklich losgeht."
Dies bedeute aber weniger Steuereinnahmen. "Weniger Steuereinnahmen heißt, der Haushalt ist nicht ausgeglichen und deswegen passiert das nicht. Das ist der Grund, warum wir diese bleierne Zeit in den Klamotten immer weiter mit uns rumschleppen, außer eben die Unternehmen und die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind so entschlossen, dass sie es trotzdem machen." Impulse vom Staat blieben weit unter dem, was er eigentlich für notwendig halte, sagte Habeck - "weil wir uns ein Stück weit selbst, das darf ich so sagen, die Hände hinter dem Rücken gefesselt haben, aber so gewinnt man eben auch keinen Boxkampf".
Was das Land brauche, seien Investition und Innovation. Die Möglichkeiten seien aber "sehr, sehr begrenzt", weil der Haushalt ausgeglichen sein müsse am Ende eines Jahres. Mit Blick auf eine Reform der Schuldenbremse sagte Habeck, er glaube, dass diese Diskussion zur Bundestagswahl hin noch mal geführt werde.
Quelle: ntv.de, jog/dpa