Politik

Weiter "Einsätze gegen Tunnel" Halbherzige Waffenruhe in Gaza

Israelische Soldaten schauen nach Gaza. Die Armee will zwar keine neuen Luftangriffe fliegen, zieht ihre Panzer aber nicht ab.

Israelische Soldaten schauen nach Gaza. Die Armee will zwar keine neuen Luftangriffe fliegen, zieht ihre Panzer aber nicht ab.

(Foto: REUTERS)

Obwohl die Hamas weiter Raketen auf Israel feuert, soll es für 24 Stunden keine Luftangriffe auf Gaza geben. Die Infanterie bleibt allerdings vor Ort. Die Waffenruhe ist damit nichts wert, sagt die Hamas.

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas schließt sich nicht der von Israel bis Sonntagabend verlängerten Waffenruhe an. "Eine humanitäre Waffenruhe ist ungültig ohne den Abzug israelischer Panzer aus dem Gazastreifen und ohne dass Anwohner in ihre Häuser zurückkehren können", erklärte Hamas-Sprecher Fawsi Barhum. Auch müssten Rettungswagen ungehindert durch die zerstörten Straßenzüge des Küstengebiets fahren können, um Leichen abzutransportieren.

Israels Sicherheitskabinett hatte unmittelbar zuvor einer Verlängerung der humanitären Waffenruhe für den Gazastreifen um weitere 24 Stunden zugestimmt. Damit sei einer Bitte der Vereinten Nationen entsprochen worden. Die Frist gilt bis Mitternacht in der Nacht zum Montag und damit bis 23 Uhr deutscher Zeit.

Israelis in Gaza ziehen nicht ab

Die "Einsätze gegen die Tunnel" der Hamas würden hingegen fortgeführt, sagte ein Vertreter der Regierung. Israel verzichtet demnach also vorerst auf Angriffe aus der Luft, vom Meer aus und am Boden, behält seine Infanteristen aber vor Ort.

Die Hamas hatte unmittelbar nach dem Verstreichen einer zwölfstündigen Waffenruhe am Samstagabend ihrerseits wieder mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Ungeachtet dessen verlängerte die israelische Regierung die Frist kurz vor Ablauf zunächst einseitig um vier Stunden bis Mitternacht (Ortszeit) und anschließend ein weiteres Mal um 24 Stunden.

Über tausend tote Palästinenser

Während des zwölfstündigen Schweigens der Waffen war zuvor das ganze Ausmaß der Gewalt sichtbar geworden: Durch die humanitäre Feuerpause konnten Rettungskräfte im Gazastreifen erstmals in Gebiete vordringen, die zuvor wegen des heftigen Beschusses durch die israelische Armee tagelang unzugänglich waren. Mehr als 140 Tote wurden nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste bis Samstagabend aus den Trümmern geborgen. Vielerorts bot sich ein Bild der Zerstörung, ganze Wohnblöcke waren dem Erdboden gleichgemacht. Menschen begruben ihre toten Angehörigen auf freien Flächen zwischen den Häusern.

Mehr als zwei Drittel der Opfer sind nach palästinensischen Angaben Zivilisten, darunter viele Kinder. Seit Beginn der israelischen Offensive vor knapp drei Wochen kamen nach Angaben der Rettungskräfte mehr als tausend Palästinenser ums Leben, etwa 6000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite kamen 42 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben.

Außenministertreffen mit mäßigem Erfolg

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eindringlich nochmals alle Beteiligten auf, eine siebentägige Waffenruhe auszurufen. Auch bei einem Krisentreffen in Paris war zuvor eine Verlängerung der Feuerpause gefordert worden. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu, der an den Gesprächen in Paris teilnahm, sagte, die Konferenzteilnehmer seien dort sehr nahe dran gewesen, eine längere Waffenruhe zu erreichen. "Aber Israel wies den Vorschlag in letzter Minute zurück." Die Türkei werde alles daran setzen, eine längere Feuerpause durchzusetzen.

Die israelische Regierung hatte einen Vorschlag des US-Außenministers John Kerrys abgelehnt. Der hatte erreichen wollen, dass die Kämpfe sieben Tage lang und in dieser Zeit über die Forderungen der Hamas verhandelt wird. Das Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Hamas einigten sich schließlich auf Drängen von Kerry und Ban zumindest auf die zwölfstündige Feuerpause am Samstag.

Gewaltsame Proteste in Paris

In Paris wurden bei einer Kundgebung gegen die israelische Militäroffensive 70 Menschen festgenommen. Zudem wurden zwölf Polizisten leicht verletzt. Die Polizisten seien mit Steinen angegriffen worden und hätten im Gegenzug Tränengas abgefeuert, um die Menge auseinanderzutreiben, teilt das Innenministerium mit. Die Veranstaltung war von den Behörden verboten worden.

Bei den Festgenommenen wurden Schlagstöcke und Schlagringe beschlagnahmt. Trotz des Demonstrationsverbots versammelten sich nach Regierungsangaben rund 4000 Menschen auf dem zentralen Place de la République. Die Organisatoren der propalästinensischen Kundgebung gaben dagegen die Zahl der Teilnehmer mit 10.000 an. Auch in anderen französischen Städten strömten Demonstranten zu ähnlichen Protesten zusammen, die aber genehmigt worden waren und friedlich verliefen.

Quelle: ntv.de, che/jve/AFP

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