Politik

Alle lieben Barack Obama Hillary hat's schwer

Kurz vor der Schicksalswahl in Ohio und Texas durfte US-Senatorin Hillary Clinton herzlich lachen. "Alles läuft prima", beteuerte sie tapfer strahlend, ungeachtet aller Schlagzeilen über ihren fast verzweifelten Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Nicht einmal die zuweilen zynischen Moderatoren des erzkonservativen TV-Senders Fox News zweifelten daran, dass die Ex-First Lady diesmal wirklich fröhlich war: Denn ausnahmsweise machte sich jemand über ihren schärfsten Konkurrenten Barack Obama lustig. "Oh ich bin so nervös, ... aber ich möchte so sehr, so sehr, dass Sie Präsident werden" leitete mit zitternd-schmeichelnder Stimme Comedy-Star Will Forte ein fiktives Interview mit einem (natürlich von einem Schauspieler dargestellten) selbstgefälligen Obama ein.

Forte, Star der beliebtesten US-Comedy-Sendung "Saturday Night Live", mokierte sich in dem Sketch über die Begeisterung, die Obama nicht nur bei Versammlungen entgegenschlägt - sondern spürbar auch in vielen Medien. Nur einmal zeigte Clinton, wie sehr sie sich inzwischen benachteiligt fühlt: "Wieso kriege ich immer die erste Frage gestellt?", klagte sie bei der letzten Debatte mit Obama. Verständnislos reagierten TV-Kommentatoren über ihre "unerwartete Wehleidigkeit" und das fragwürdige Argument. Wieso sei es denn so schlecht, als Erster antworten zu können, fragten viele erstaunt.

Medien "besessen"

Für das Wahlkampfteam Clintons gibt es zumindest einen Sündenbock, falls die Vorwahlen verlorengehen: Die aus Team-Sicht tendenziösen, einseitigen und bisweilen bösartigen Medien. "Die Clintons glauben offenbar an eine "medienübergreifende Verschwörung", schrieb erstaunt "Washington Post"-Kolumnist Jim Hoagland. Die Zeitschrift "Newsweek" zitierte Ex-Präsident Bill Clinton, der gemeint habe, die Medien seien "besessen" von Obama. Seine politische und persönliche Vergangenheit werde kaum kritisch überprüft.

Es gibt manche Indizien, dass die Klagen des Clinton-Lagers nicht ganz unberechtigt sind: einer Umfrage der "New York Times" und des Senders CBS zufolge meinten 50 Prozent aller Befragten, die Medien nähmen Hillary zu hart ran - nur jeder zehnte dachte das über Obama.

Viele Journalisten beschuldigen dagegen Clintons Wahlkampfteam, gravierende Fehler im Umgang mit der Presse gemacht zu haben. Hillary habe sich oft völlig von der Presse abgeschottet. "Zudem glaubten die Clinton-Leute, sie würden unweigerlich gewinnen, sie seien unvermeidlich - und sie waren arrogant", meinte NBC-Korrespondentin Andrea Mitchell.

Charismatiker oder Clinton-Doppelpack

Aber es gibt auch einfache Erklärungen für die Bevorzugung Obamas: sein charismatisches Auftreten, seine zündenden Reden, der Jubel um ihn wie um einen Rockstar. Außerdem liebten Menschen den Fall von Favoriten und bewunderten siegreiche Außenseiter, meinen Medienwissenschaftler. Der schwarze, 46 Jahre alte Senator aus Illinois war in der Tat zu Beginn ein krasser Außenseiter. Und jüngst hat er elfmal in Folge Vorwahlen gewonnen.

Medien-Mechanismen begünstigen sicher den Sieger - was Hillary Clinton nun bitter feststellen musste. Und auch wenn kaum jemand der Senatorin ihre Kompetenz abspricht - ein Repräsentant für einen durchgreifenden Wandel in den USA scheint die ehemalige First Lady nicht unbedingt zu sein - zumal mit ihr auch noch Ehemann und Ex-Präsident Bill wieder ins Weiße Haus einzöge.

Von Laszlo Trankovits, dpa

Quelle: ntv.de

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