Mord an Libanons Ex-Premier Hisbollah bestreitet Schuld
24.05.2009, 14:46 UhrNach einem Medienbericht soll die radikal-islamische Hisbollah für die Ermordung Hariris verantwortlich sein. Die Organisation dementiert das.

Der Ort des Anschlags 2005: Die Wucht der Explosion hatte einen Krater in die Straße gerissen.
(Foto: AP)
Die radikal-islamische Hisbollah hat jede Verantwortung für den Mord am früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri zurückgewiesen. Einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel", der sich auf das Umfeld des UN-Sondertribunals im niederländischen Leidschendam beruft, bezeichnete das Hisbollah-Pressebüro in Beirut als "frei erfunden".
Der Bericht sei ein Versuch, die Parlamentswahlen im Libanon Anfang Juni zu beeinflussen. Er solle ferner offensichtlich von Nachrichten über die Enttarnung eines für Israel tätigen Agentennetzwerkes ablenken. Die oppositionelle pro-iranische Hisbollah tritt bei den Wahlen gegen die westlich orientierte Regierung an.
Der "Spiegel" berichtet, neue Erkenntnisse des Sondertribunals in den Niederlanden hätten ergeben, dass nicht wie bisher angenommen die ehemalige Besatzungsmacht Syrien, sondern ein Kommando der Hisbollah hinter dem Mord an Hariri und 22 weiteren Menschen im Jahr 2005 stecke. Die Ermittler hätten in akribischer kriminalistischer Feinarbeit unter anderem den Handy-Telefonverkehr ausgewertet. Einer der Attentäter habe von einem "heißen" Handy aus unvorsichtigerweise seine Freundin angerufen. Das Tribunal halte die Informationen bisher zurück, schreibt der "Spiegel".
Tribunal kommentiert nicht
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft beim UN-Tribunal in den Niederlanden lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. "Wir machen keine Angaben zu den operativen Aspekten laufender Ermittlungen", sagte die Sprecherin der STL-Staatsanwaltschaft, Radhia Achouri. "Derartige Ermittlungen sind geheim. Die Staatsanwaltschaft reagiert grundsätzlich nicht auf Presseberichte darüber und kommentiert diese auch nicht." Auch dem "Spiegel" sei auf Fragen zu den Ermittlungen im Fall Hariri mitgeteilt worden, dass die Staatsanwaltschaft "den Stand oder die Richtung dieser Ermittlungen nicht mit den Medien erörtert".
Auch ein Sprecher von Hariris Sohn Saad Hariri wollte den Bericht nicht kommentieren. "Wir nehmen nicht zu Medienberichten Stellung, wenn die Quelle nicht das Tribunal selbst ist", sagte der libanesische Politiker.
Quelle: ntv.de, dpa