Die Krux mit dem Osten Höhere Löhne sollen helfen
09.09.2009, 10:36 UhrDer Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Tiefensee, will die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West durch höhere Ost-Löhne erreichen. Eine Studie der Deutschen Bank sieht darin die Krux: Noch höhere Arbeitskosten würden den Osten noch unattraktiver für Investoren machen.

Minister Tiefensee auf Wahlkampftour in Leipzig.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Tiefensee (SPD), hat die Angleichung der ostdeutschen Löhne an das Westniveau zur Vollendung der sozialen Einheit gefordert. Dazu wolle er sich für die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von 7,50 Euro einsetzen, sagte Tiefensee der "Leipziger Volkszeitung".
Nach einer Analyse der Deutschen Bank werde der schwache Arbeitsmarkt mittelfristig das Wachstum in Ostdeutschland bremsen. Die Forschungsabteilung Deutsche Bank Research kommt zu dem Schluss, dass es zum einen nach wie vor zu wenig Arbeitsplätze im Osten gebe, andererseits seien die Arbeitskosten relativ hoch und qualifizierte Arbeitskräfte schwer zu bekommen.
Konzernspitzen meiden den Osten
Tiefensee beklagte die geringe Präsenz von Konzernspitzen in den neuen Ländern. Für den weiteren wirtschaftlichen Aufholprozess komme es darauf an, "mehr Firmenzentralen nach Ostdeutschland zu holen", betonte der SPD-Politiker. Zugleich müssten Forschung und Entwicklung für den Mittelstand zugänglich gemacht und die Exportbemühungen ostdeutscher Unternehmen stärker unterstützt werden.
Verarbeitendes Gewerbe als Stütze
Die DB Research hat hingegen die größten Wachstumsbeiträge im verarbeitenden Gewerbe und den wirtschaftsnahen Dienstleistungen wie Finanzierung und Vermietung festgestellt. Die Industrie trage im Osten mittlerweile zu einem Fünftel der Wertschöpfung bei und erwirtschafte rund 50 Milliarden Euro. Etwa 16 Prozent der Beschäftigten seien im verarbeitenden Gewerbe tätig.
Immer mehr wandern ab
Die Beschäftigungsquote ist im Osten Deutschlands wesentlich geringer als im Westen. So hätten im Jahr 2007 laut Studie 1,8 Millionen Arbeitsplätze für rund 7,4 Millionen Menschen gefehlt, die eigentlich hätten arbeiten können. "400.000 pendelten heraus, eine Million war arbeitslos gemeldet und weitere 390.000 Personen waren unterbeschäftigt oder befanden sich in der stillen Reserve", konstatiert die Studie. Diese Schwachstelle habe trotz mehrerer Jahre mit guter Konjunktur nicht behoben werden können.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP