Pauli sorgt für Eklat Huber und Beckstein gewählt
29.09.2007, 08:51 UhrMit einem Eklat, ansonsten aber ohne Überraschungen hat die CSU die Nachfolge von Edmund Stoiber geregelt. Neuer Parteichef wird der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber. Zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 bestimmten die Delegierten den designierten Ministerpräsidenten Günther Beckstein.
Huber setzte sich im ersten Wahlgang mit 558 Stimmen (58,2 Prozent) gegen Bundesagrarminister Horst Seehofer durch. Auf Seehofer entfielen 375 Stimmen (39,1 Prozent). Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli war chancenlos. Sie erhielt lediglich 24 Stimmen (2,5 Prozent).
Beckstein wurde in geheimer Abstimmung mit 96,6 Prozent Zustimmung zum Spitzenkandidaten nominiert. "Das gibt Rückenwind", sagte Beckstein anschließend bei n-tv.
Vor den Delegierten hatte er zuvor einen "fairen Umgang mit kritischen Geistern" in- und außerhalb der CSU angekündigt. In seiner kurzen Dankesrede bezog er sich ausdrücklich auf Pauli. Diese hatte zuvor mit einer bitteren Abrechnung mit der CSU-Spitze für einen Eklat gesorgt.
Vorwürfe gegen Beckstein
Pauli erhob dabei auch schwere Vorwürfe gegen Beckstein, den sie als "lieber Günther" ansprach. Von ihm verlangte sie mehrfach eine Erklärung dafür, warum er gesagt habe, sie sei ein "Fall für den Psychiater". Die Parteitagsregie ließ Paulis Vorstoß ins Leere laufen. Beckstein sagte später in seiner Dankesrede, er habe Pauli nicht herabwürdigen wollen.
Beckstein hatte am 20. September zur Forderung Paulis nach Einführung einer Ehe auf Zeit gesagt: "Manche meinen, das war eine ganz blöde Geschichte, um in die Medien zu kommen, oder es sei Comedy gewesen. Andere sagen, das ist eine Frage, die über Psychologen oder Psychiater zu behandeln ist."
"Paulis Engagement ist willkommen"
Beckstein war in seiner Reaktion vor den Delegierten offensichtlich um Entspannung bemüht. Er bot Pauli ein Gespräch unter vier Augen an. Zum Ausdruck "Königsmörderin" sagte Beckstein gegenüber n-tv: "Es ist völlig klar, sie war das nicht allein. Nicht Gabriele Pauli hat Edmund Stoiber gestürzt, sondern sie hat etwas artikuliert, das natürlich breit vorhanden gewesen ist und wo sich dann in der Landtagsfraktion in der Debatte auch herausgestellt hat, dass Edmund Stoiber eben nicht mehr die ganze Partei hinter sich hat. Und dann hat Edmund Stoiber selbst entschieden, dass er jetzt Ende September aufhört."
Weiter sagte Beckstein, Pauli sei von einem "Medien-Tsunami weggeschwemmt worden" und legte ihr ein "Sabbatjahr" nahe. "Dann hätte sie sicher wieder Chancen, denn sie hat wirklich eine hervorragende Arbeit als Landrätin geleistet." Zum Parteiaustritt wollte Beckstein ihr ausdrücklich nicht raten. Als Mitglied, das sich einbringt, sei Pauli "sicher willkommen".
Pauli machte bei n-tv deutlich, dass Becksteins Erklärung sie "nach den monatelangen Beschimpfungen" nicht zufriedenstelle. Das Angebot eines Vier-Augen-Gesprächs nehme sie jedoch "gerne an".
Stoiber ist Ehrenchef
Unmittelbar nach der Wahl Hubers zum neuen CSU-Chef wurde Stoiber per Akklamation zum Ehrenvorsitzenden gekürt. Damit ist Stoiber der dritte Ehrenvorsitzende der Partei. Im Juni 1969 hatte ein CSU-Parteitag die beiden früheren Ministerpräsidenten Josef Müller und Hans Ehard zu Ehrenvorsitzenden gewählt.
Zudem hat die CSU die bisherigen vier stellvertretenden Vorsitzenden in ihren Ämtern bestätigt. Der im Kampf um den CSU-Vorsitz unterlegene Bundesagrarminister Horst Seehofer erhielt bei der Abstimmung mit knapp 92 Prozent das beste Ergebnis. Bei der Vorstandswahl vor zwei Jahren waren es nur 83 Prozent.
Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm erhielt auf dem Parteitag knapp 87 Prozent der Stimmen, Justizministerin Beate Merk rund 79 Prozent. Der Europaparlamentarier Ingo Friedrich kam auf rund 74 Prozent.
Glückwünsche zur Wahl
Vertreter der anderen Parteien gratulierten dem neuen CSU-Vorsitzenden Erwin Huber zur Wahl. Die CDU-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, wünschte Huber "Kraft, eine glückliche Hand und Gottes Segen". Sie freue sich auf eine "vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit". Die CDU lege Wert auf eine "starke und geschlossene Schwesterpartei" an ihrer Seite.
SPD-Chef Beck schrieb Huber: "Für die vor Ihnen liegenden Aufgaben in Ihrer Partei und in Bayern wünsche ich Ihnen Gesundheit, Kraft und Augenmaß." Der neue CSU-Chef übernehme sein "wichtiges Amt in einer für unser Land entscheidenden Zeit". SPD-Generalsekretär Hubertus Heil warnte Huber allerdings davor, mit Profilierungsversuchen die Arbeit der großen Koalition zu belasten. "Einer zur Regionalpartei geschrumpften CSU kommt keine bundespolitische Bedeutung zu."
Der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Guido Westerwelle wünschte Huber "Glück und Erfolg". "Bayern und auch Deutschland insgesamt brauchen eine mutige Reformpolitik, die Wohlstand und soziale Sicherheit auch für die Herausforderungen der Zukunft gewährleistet."
Quelle: ntv.de