Droht Entlassungswelle? Hundt sieht schwarz
08.11.2002, 09:38 UhrArbeitgeberpräsident Dieter Hundt befürchtet eine "zusätzliche Freisetzungswelle, die die Arbeitsmarktsituation weiter verschlechtern wird". Schon die jüngsten Arbeitsmarktzahlen hätten den "deutlichen Notstand am Arbeitsmarkt" gezeigt, sagte Hundt dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Bislang hätten die Firmen alle Möglichkeiten genutzt, "um Personal an Bord zu halten", zum Beispiel über Arbeitszeitkonten. "Ein solches Verhalten ist irgendwann zu Ende", sagte Hundt unter Hinweis auf die jüngsten Entscheidungen der rot-grünen Koalition zu Steuern, Abgaben und Arbeitsmarktreformen.
Seine Feststellung sei "auf keinen Fall eine Drohung, sondern eine Befürchtung, ein Hinweis auf fast zwangsläufige Entwicklungen", betonte der Arbeitgeberpräsident. Hundt kritisierte vor allem die Pläne zur Zeitarbeit, die Zehntausende von Arbeitsplätzen bedrohten.
IW: Jede zweite Firma will entlassen
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Rolf Kroker. "Die Hoffnung auf Hartz ist maßlos überzogen." Es sei unrealistisch, mit Hilfe des Konzepts zwei Millionen Arbeitslose zu vermitteln.
Teile des Konzepts seien allerdings richtig, zum Beispiel was die Verbesserung der Arbeitsvermittlung angeht. Dies sei allerdings "allenfalls die halbe Miete". Die Wirtschaft benötige verbesserte Rahmenbedingungen, also weniger Lohnzusatzkosten, weniger Abgaben und einen deregulierten Arbeitsmarkt.
Nach einer IW-Umfrage will jedes zweite Unternehmen die Zahl seiner Beschäftigten verringern. Nur etwa zehn Prozent wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hatte am Donnerstag die neuesten Daten bekannt gegeben. Danach ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Oktober nur um 12.100 auf 3.929.800 zurückgegangen. Das waren 204.300 mehr als vor einem Jahr. Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen (Bauwirtschaft, Tourismus), stieg die Zahl der Arbeitslosen nicht nur im Jahresvergleich, sondern auch gegenüber September (+22.000) auf 4,119 Millionen.
Quelle: ntv.de