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"Neue gefährliche Kriegsfront" IAEA-Chef warnt vor Atomunfall im AKW Saporischschja

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Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist das AKW Saporischschja von der russischen Armee besetzt. Kriegshandlungen rund um die Anlage verstärken die Sorgen vor einem schweren Atomunfall.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist das AKW Saporischschja von der russischen Armee besetzt. Kriegshandlungen rund um die Anlage verstärken die Sorgen vor einem schweren Atomunfall.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) reagiert besorgt auf die jüngsten Angriffe auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. Wegen der "neuen Kriegsfront" sieht IAEA-Chef Grossi die steigende Gefahr eines Atomunfalls. Er fordert Russland und die Ukraine zur Deeskalation auf.

Die Gefahrenlage im russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine verschärfte sich aus Sicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zuletzt deutlich. Die jüngsten Drohnenangriffe auf die Anlage "haben das Risiko eines Atomunfalls signifikant erhöht", warnte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien. In einer Sondersitzung des Gouverneursrates der IAEA forderte er militärische Entscheidungsträger und die Staatengemeinschaft dringend dazu auf, für Deeskalation zu sorgen. Vertreter Kiews und Moskaus gaben sich bei der IAEA-Sitzung erneut gegenseitig die Schuld für die Vorfälle.

Die Angriffe auf das AKW Saporischschja markierten den Beginn einer "neuen und äußerst gefährlichen Kriegsfront", so der Behördenchef. Die Angriffe müssten aufhören, ein Kernkraftwerk unter Beschuss zu nehmen sei "absolut keine Option". Weiter forderte Grossi die Konfliktparteien zu Zurückhaltung auf.

Russlands Gesandter bei der IAEA, Michail Uljanow, zeigte sich nach den rund dreistündigen Beratungen zufrieden. Er hoffe, dass diese die Ukraine dazu bringen würden, "die fast täglichen gefährlichen Aktionen" einzustellen, sagte er. Die Ukraine warf Moskau dagegen in einer Erklärung eine "Desinformations-Kampagne" vor. Russland täusche Angriffe vor, um die Ukraine zu diskreditieren, hieß es darin.

Gegenseitige Vorwürfe von Kiew und Moskau

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Das AKW Saporischschja ist seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor mehr als zwei Jahren von der russischen Armee besetzt. Wiederkehrende Zwischenfälle rund um die Anlage haben die Sorgen vor einem schweren Atomunfall verstärkt. Zu Beginn der Woche hatte es Angriffe auf das Atomkraftwerk gegeben, über deren Ursprung unterschiedliche Angaben gemacht wurden. Russland zufolge war die Anlage von einer ukrainischen Drohne getroffen worden. Kiew warf Moskau dagegen die Verbreitung von Falschinformationen vor.

Die Vertreter der EU sprachen bei der Sondersitzung der IAEA in Wien von "sehr beunruhigenden Entwicklungen", welche die Risiken der "illegalen Besetzung" des Geländes durch Russland deutlich machen würden. Moskau müsse "sofort, bedingungslos und vollständig alle seine Streitkräfte und die militärische Ausrüstung abziehen", hieß es. "Dies ist die einzige Lösung, um das Risiko eines nuklearen Unfalls zu minimieren". Das Kernkraftwerk Saporischschja liegt am Fluss Dnipro, der derzeit eine natürliche Frontlinie zwischen den russischen und ukrainischen Streitkräften darstellt.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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