Eltern veröffentlichen Brief IS-Geisel schreibt: "Habe Angst zu sterben"
06.10.2014, 11:19 Uhr
Peter Kassig hat sich in Gefangenschaft dem Islam zugewandt.
(Foto: AP)
Seine Peiniger berufen sich auf den Islam, um ihr Morden zu rechtfertigen: Der IS hält den US-Bürger Peter Kassig fest. Dass die Terroristen auch ihn umbringen, ist wahrscheinlich. Doch eines gibt dem Ex-Soldaten Kraft - seine Hinwendung zum Islam.
Die Eltern des von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefangen genommenen US-Bürgers Peter Kassig haben einen Brief veröffentlicht, den ihr Sohn ihnen aus der Geiselhaft geschrieben hat. Der 26-jährige frühere US-Soldat schrieb: "Ich habe große Angst zu sterben, doch das Schwerste ist das Nichtwissen, das Fragen und Hoffen und sich zu fragen, ob ich überhaupt hoffen sollte." Der Brief ist auf den 2. Juni datiert.
Kassig hatte in der Türkei eine Hilfsorganisation für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs gegründet. Vor einem Jahr, am 1. Oktober, wurde er nach Angaben seiner Eltern verschleppt. Seitdem hätten sie mehrere Botschaften von ihrem Sohn erhalten.
Kassig war am Ende eines am Freitag veröffentlichten IS-Videos zu sehen, in dem die Enthauptung des Briten Alan Henning gezeigt wurde. Die in den vorangegangenen vier Hinrichtungsvideos jeweils zum Ende gezeigten westlichen Geiseln sind allesamt von IS-Milizionären getötet worden. Ob Kassig noch lebt, ist ungewiss.
In Geiselhaft zum Islam gefunden
Kassig schrieb, es mache ihn traurig, daran zu denken, was seine Angehörigen derzeit durchmachen müssten. "Wenn ich sterbe, denke ich, können wir Zuflucht und Trost darin finden, dass mein Tod das Ergebnis meines Versuchs ist, Leid zu lindern und Bedürftigen zu helfen", schrieb Kassig weiter.
Nach Angaben seiner Eltern entwickelte Kassig mit der Zeit eine tiefe Bindung zu den Menschen in Syrien, so dass er schließlich "den Islam annahm". Nachdem er den Glauben bereits vor seiner Entführung praktiziert habe, sei er in Gefangenschaft Muslim geworden.
"Ich befinde mich hier in einer komplizierten Situation, was den Glauben angeht", schrieb Kassig mit Blick auf seine Entführung durch die radikalsunnitischen Dschihadisten. "Aber ich bin im Frieden mit meinem Glauben." Kassigs Eltern appellierten erneut an den IS, ihren Sohn freizulassen.
Quelle: ntv.de, jog/AFP