Rezession hinterlässt "Spuren" Im Juli 3.462.000 Arbeitslose
30.07.2009, 07:32 UhrNach den Worten von BA-Chef Weise sind die bisherigen Auswirkungen des Abschwungs aber vergleichsweise moderat.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juli um 52.000 auf 3.462.000 gestiegen. Das waren 252.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 0,1 Punkte auf 8,2 Prozent zu. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 7,7 Prozent gelegen.
Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagte in Nürnberg, die Rezession der deutschen Wirtschaft hinterlasse auch im Juli Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Insgesamt seien die bisherigen Auswirkungen des Abschwungs aber vergleichsweise moderat. Vor allem die starke Nutzung der Kurzarbeit habe den Arbeitsmarkt stabilisiert, betonte Weise.
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist zuletzt (im Juni) entgegen dem Trend der Vorjahre um 36.000 auf 40,20 Millionen zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich damit die Erwerbstätigkeit um 92.000 verringert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag dagegen nach Hochrechnungen der BA im Mai mit 27,44 Millionen noch um 17.000 über dem Vorjahreswert.
Ost-West-Schere bei Quote bleibt
Im Westen waren im Juli 2.368.000 Männer und Frauen ohne Beschäftigung. Das sind 50.000 mehr als im Juni und 248.000 mehr als vor einem Jahr. Im Osten wurden 1.094.000 Arbeitslose gezählt. Das sind 3000 mehr als im Juni und 4500 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 7,0 Prozent, im Osten bei 12,9 Prozent
Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Juli sogar um 6000 auf 3,480 Millionen gesunken. Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl zwar um 2000 zu, im Osten nahm sie dagegen um 8000 ab.
Deutlich mehr Kurzarbeiter
Die Zahl der Kurzarbeiter ist den BA-Angaben zufolge im zweiten Quartal deutlich gestiegen. Nach Vorausschätzungen der BA haben zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Männer und Frauen Kurzarbeitergeld bezogen. Dies seien zwischen 200.000 und 300.000 mehr als im ersten Quartal, berichtete Weise. Im Juli zeichnete sich unterdessen ein leichter Rückgang der Nachfrage nach Kurzarbeitergeld ab. Nach Weises Angaben hätten die Firmen für 170.000 bis 180.000 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angemeldet. Im Juni seien es noch 204.000 Anmeldungen gewesen.
Süddeutschland von Abschwung stärker betroffen
Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln leidet der Süden Deutschlands überdurchschnittlich stark unter den Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs. "Der Norden und der Osten der Republik ist von den Folgen der Krise dagegen weniger stark betroffen", heißt es in der Studie, die im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt wurde und über die die "Passauer Neue Presse" berichtet.
Anhand der Entwicklung der Arbeitslosenzahl, Bestand an Kurzarbeitern, Anträgen zur Kurzarbeit und der Entwicklung bei den offenen Stellen wurde für die Studie auf Landkreisebene ein Krisenrisiko-Index gebildet, der Rückschlüsse darauf zulässt, in welchen Regionen die negativen Auswirkungen der Krise am deutlichsten zu spüren sind. Bayern und Baden-Württemberg sind demnach besonders betroffen, ebenso weite Bereich von Nordrhein-Westfalen sowie Sachsen. Innerhalb Bayerns sei allerdings der Großraum München nur durchschnittlich oder sogar nur schwach betroffen.
Tendenziell stärker gefährdet seien klassische Industrien mit hohem Exportanteil, heißt es in der Studie. Dazu zählten Autobau inklusive Zulieferer, Chemieindustrie und Maschinenbau. "So ist der Krisenrisiko-Index in klassischen Autoregionen wie Wolfsburg oder dem Kreis Böblingen sehr hoch. Ebenso in der von Chemieindustrie geprägten Stadt Ludwigshafen", heißt es in der Studie. Weniger stark betroffen seien der Dienstleistungsbereich, die Versorgungswirtschaft, die Gesundheitsbranche, das Ernährungsgewerbe und die Pharmaindustrie.
Quelle: ntv.de, dpa