Politik

Nach der Schweinegrippe-Hysterie Impfstoff als Ladenhüter

Der Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix findet keine Abnehmer mehr - die Deutschen sind des Impfens müde. Jetzt pochen die Bundesländer auf Zugeständnisse des Herstellers GlaxoSmithKline. Zudem sollen Millionen überschüssige Impfdosen ins Ausland verhökert werden. Auch Frankreich sucht dringend Abnehmer.

H1N1 erweist sich zunehmend als normale Wintergrippe.

H1N1 erweist sich zunehmend als normale Wintergrippe.

(Foto: dpa)

Die Länder wollen nur die Impfkosten für 30 Prozent der Bevölkerung übernehmen, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Mechthild Ross-Luttmann (CDU) in Hannover. "Wir haben jetzt Impfdosen für 60 Prozent der Bevölkerung – aber 60 Prozent werden sich niemals impfen lassen."

Die Länder wollen an diesem Donnerstag in Berlin mit dem Pharmakonzern die Mengen neu aushandeln. Die Verhandlungen wurden angesetzt, weil die Länder bis in den März hinein Impfdosen für nun deutlich mehr als die ursprünglich geplanten 30 Prozent der Bevölkerung geliefert bekommen.

Menschen spielen nicht mit

Die Länder hatten 50 Millionen Dosen des Impfstoffes Pandemrix für 416,5 Millionen Euro geordert. Dies geschah jedoch noch in der Annahme, dass eine zweifache Impfung notwendig sei. Anfang Dezember hatte das Robert-Koch-Institut aber darauf hingewiesen, dass schon eine einmalige Impfung den nötigen Schutz sicherstelle. Nun könnten sogar 60 Prozent aller Menschen geimpft werden. Aufgrund der Impfmüdigkeit der Deutschen bleiben die Länder aber auf einem Großteil ihrer Dosen sitzen. In Niedersachsen ließen sich bislang lediglich gut zehn Prozent impfen.

Ladenhüter für andere Staaten

Die Impfung war von Anfang an umstritten.

Die Impfung war von Anfang an umstritten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, forderte Ross-Luttmann auch Unterstützung von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). "Der Bund hat uns ja immer sehr gedrängt, mehr Impfstoff zu bestellen als wir tatsächlich bestellt haben. Von daher sehe ich auch den Bund mit in der Pflicht, uns auch bei den Verhandlungen zu unterstützen." Zudem sei es Aufgabe des Bundes, mit anderen Staaten über einen Verkauf von Impfdosen zu verhandeln.

Auch Frankreich sucht Abnehmer

Derweil hat auch Frankreich nach dem massenhaften Einkauf von Schweinegrippeimpfstoff 50 Millionen Dosen bei den Pharmakonzernen abbestellt. Damit werde mehr als die Hälfte der ursprünglich eingeplanten 712 Millionen Euro eingespart, sagte Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot. Die nicht benötigten Impfdosen seien bislang weder ausgeliefert noch bezahlt worden, der Kauf werde daher storniert. Betroffen sind die Pharmafirmen GlaxoSmithKline, Sanofi-Pasteur und Novartis. Frankreich hatte im Sommer insgesamt rund 94 Millionen Impfdosen bestellt, um fast seine gesamte Bevölkerung gegen die Schweinegrippe zu impfen. Bisher haben sich zudem trotz massiver Aufrufe der Regierung nur rund fünf Millionen Franzosen impfen lassen. Jetzt will auch die französische Regierung überzähligen Impfstoff im Ausland verkaufen.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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