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Gold und Diamanten In Afrika kann Putin kaum auf Wagner verzichten

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Russische Söldner in Mali. Russland setzte Firmen wie Wagner in Afrika ein, obwohl die russische Verfassung private Militärfirmen eigentlich verbietet.

Russische Söldner in Mali. Russland setzte Firmen wie Wagner in Afrika ein, obwohl die russische Verfassung private Militärfirmen eigentlich verbietet.

(Foto: AP)

Russlands Außenminister kündigt an, dass die russischen Wagner-Söldner in Afrika weiter operieren werden. Unklar ist, wer die lukrativen Geschäfte der Söldnergruppe künftig übernehmen wird.

"Wagner-Angehörige sind in Afrika als Ausbilder tätig, diese Arbeit wird natürlich weitergehen", versicherte Russlands Außenminister Sergej Lawrow nach der gescheiterten Rebellion in Russland und der nun begonnen Umstrukturierung der privaten russischen Militärfirma Wagner. Zahlreiche "ausländische Partner" hätten in den vergangenen Tagen den russischen Präsidenten Wladimir Putin angerufen und "ihre Unterstützung versichert".

Russland hat in den vergangenen Jahren seinen Einfluss in Afrika systematisch ausgebaut. Die private Sicherheitsfirma Wagner des russischen Unternehmers Jewgeni Prigoschin, der als "Putins Koch" bekannt wurde, spielt bei den Beziehungen zu diesen afrikanischen Regierungen eine entscheidende Rolle.

Über 5000 Wagner-Söldner sind schätzungsweise in Afrika stationiert, die meisten in der Zentralafrikanischen Republik und Mali sowie in Libyen. Die Regierungen der jeweiligen Länder haben allerdings keine direkten Verträge mit Wagner, sondern zwischenstaatliche Partnerschaftsabkommen mit dem russischen Verteidigungsministerium abgeschlossen. Zunächst waren in der Zentralafrikanischen Republik von 2014 an russische "Ausbilder", wie sie in diesen Abkommen offiziell genannt werden, des Militärgeheimdienstes GRU stationiert, die dann allmählich von Wagner-Leuten abgelöst wurden. "Diese Verträge werden sich nun nicht ändern", sagt Pauline Bax von der International Crisis Group zuständig. Selbst wenn Wagner als Marke und Firma verschwinde, bleibe die Loyalität der afrikanischen Regierungen gegenüber Russland bestehen.

"Wagner war in Afrika für den Kreml immer sehr nützlich"

Bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Putin stets geleugnet, dass der russische Staat etwas mit Wagner zu tun habe. Nach dem Aufstand der Söldner sagte er dann, dass die Wagner-Armee komplett vom russischen Staat finanziert worden sei. Dabei sind private Sicherheitsfirmen laut russischer Verfassung in Russland eigentlich nicht erlaubt. Wagner und andere Söldnerfirmen dieser Art operierten bislang also außerhalb des geltenden Rechts, auf Geheiß des Kremls, der so eine schützende Hand über sie hielt. Damit ist es jetzt offenbar vorbei. Putin hat Wagner eine Frist gesetzt: Bis zum 1. Juli sollen sich die Kämpfer entscheiden, ob sie sich als reguläre Soldaten in die Armee integrieren oder mit Prigoschin nach Belarus auswandern.

In Afrika stellen die Wagner-Truppen indessen keine Bedrohung für den Kreml dar, sagt Pauline Bax. Im Gegenteil: "Wagner war in Afrika für den Kreml war sogar immer sehr nützlich." Die Wagner-Angestellten sind in den afrikanischen Ländern bislang mit verschiedenen Aufgaben betraut. So beschützen sie als Leibwächter den Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Faustin Touadera, als Ausbilder trainiere sie die nationale Armee, stellen aber auch selbst eigene Kampfeinheiten auf, die aktiv gegen Rebellen vorgehen. Die meisten in Afrika stationierten Wagner-Kämpfer und Offiziere seien keine ehemaligen Gefangene aus russischen Gefängnissen, sondern ehemalige Soldaten der russischen Armee, sagt Oleg Ignatow, Analyst der Crisis Group für Russland. "Es wird für sie nicht schwierig sein, den Anordnungen des Verteidigungsministeriums nachzukommen und wieder Teil des Verteidigungsministeriums zu sein."

Ausgeklügeltes Firmennetzwerk

Doch Wagner operiert in der Zentralafrikanischen Republik unter einem ausgeklügelten Firmennetzwerk, das von Moskau aus nicht so einfach zu zerschlagen ist. In den vergangenen Jahren haben russische Mutterfirmen aus Prigoschins St. Petersburger Firmenimperium in der Zentralafrikanischen Republik zahlreiche lokale Tochterunternehmen registriert, unter deren Deckmantel die Wagner-Kämpfer angeheuert sind.

Einige dieser Tochterfirmen haben Abbaukonzessionen für Gold- und Diamantenminen erhalten sowie Exportlizenzen, über die sie Profite einfahren. Laut dem jüngst von der Investigativplattform The Sentry herausgegeben Bericht zu Wagner mit dem eingängigen Titel "Architekten des Terrors" agieren diese Firmen meist Hand in Hand.

In der Zentralafrikanischen Republik sind sie mittlerweile auch wirtschaftlich eine gewaltige Größe. Als die ersten Wagner-Kämpfer 2014 dort einrückten, waren 80 Prozent des Landes unter Kontrolle von Rebellen, vor allem die Minen im Norden. Systematisch wurden diese Gebiete durch Wagner-Einheiten von Milizen gesäubert, so der Sentry-Bericht: "Wenn sie in einem Minengebiet ankommen, terrorisieren sie die Menschen so lange, die dort in den Gold- und Diamantengebieten leben, bis sie die Gegend freiwillig räumen."

In der Zentralafrikanischen Republik hat Wagner das Monopol über die Rohstoffe

Dann rücken weitere Firmen in diese Gebiete vor. Zwei Unternehmen, die "Officers Union for International Security" (OUIS) sowie die "Logistique Économique Étrangère" (LEE), sind beispielsweise für Logistik zuständig. OUIS importiert russisches Kriegsgerät wie Kampfhubschrauber, LEE fliegt Maschinen und Baumaterialien ein, um Bergbaubetriebe aufzubauen. Eine Holzfirma, "Bois Rouge", verfügt über eine Holzexportlizenz sowie eine Lastwagenflotte.

Mittlerweile hat Wagner laut Sentry-Bericht praktisch das Monopol über die Minen und die Rohstoffe des Landes, die sie auch außer Landes bringen dürfen. Allerdings hat keine dieser Firmen bei zentralafrikanischen Behörden je offiziell Exporte deklariert. Wie viel Geld also in der Vergangenheit aus Afrika nach Russland floss und in wessen Kassen genau, ist unbekannt. Davon wird aber wohl auch abhängen, was mit diesen Firmen geschieht, sollte Prigoschins Imperium auch in Afrika restlos zerschlagen werden.

Quelle: ntv.de

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