Bush sieht Erfolg, Armee relativiert Iraker übernehmen Anbar
01.09.2008, 16:48 UhrDie Iraker haben von den US-Truppen die Verantwortung für die Sicherheit in der Provinz Anbar übernommen. Die Provinz im Westen des Iraks war noch vor zwei Jahren eine Hochburg der Al-Kaida-Terroristen. Der Übergabezeremonie in der Stadt Ramadi wurde teilweise im Fernsehen übertragen. Anbar ist die elfte von insgesamt 18 Provinzen, in denen die irakischen Sicherheitskräfte nun die Verantwortung tragen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich in diesen Provinzen keine US-Truppen mehr aufhalten.
US-Präsident George W. Bush begrüßte die Übergabe und erklärte, Al Kaida habe in der Provinz den Kampf verloren. Das US-Militär sprach von einem "wichtigen Meilenstein im Hinblick auf die Sicherheit" in der Provinz. Die Weitergabe der Verantwortung bedeute aber nicht notwendigerweise, dass die Sicherheitslage stabil oder besser sei, hieß es in einer Armee-Erklärung.
Gewaltsame Zwischenfälle würden weiterhin zum Alltag in El Anbar gehören, sagte der US-Kommandeur in der Provinz, Martin Post. "Die irakische Polizei hat bessere Informationsquellen als wir. Sie haben bessere Fähigkeiten den Job zu machen als wir." Die US-Truppen werden sich nun von ihren Stützpunkten in Anbar zurückziehen und nur noch auf Anfrage der Provinzregierung an militärischen Einsätzen in der Region teilnehmen. Derzeit sind 28.000 US-Soldaten in Anbar stationiert.
"Baath-Mitglieder in Armee aufnehmen"
Scheich Ahmed Abu Rischa, Chef der Bürgerwehren von Anbar, rief die Regierung während der Feierlichkeiten auf, die Rückkehr von Mitgliedern der Baath-Partei von Ex-Präsident Saddam Hussein in die Armee zu gestatten, "weil diese auch an der Vertreibung von Al Kaida aus Anbar beteiligt waren". Um mögliche Terroranschläge während der Feierlichkeiten in der Stadt Ramadi zu verhindern, war eine zwölfstündige Ausgangssperre ab 5.00 Uhr morgens verhängt worden.
Die fast ausschließlich von Sunniten bewohnte Provinz Anbar, die an die Hauptstadt Bagdad und an Jordanien und Syrien angrenzt, hatte sich nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein 2003 erst zu einer Hochburg des nationalistischen Widerstandes und dann zu einem Terroristennest der Al Kaida entwickelt. Mit Hilfe der von Stammesführern gegründeten Bürgerwehren gelang es den US-Truppen jedoch ab 2007, die Terroristen zu besiegen, von denen viele in die nordöstlich von Bagdad gelegene Provinz Dijala flohen.
General Abdulkarim Khallaf, ein Sprecher des irakischen Innenministeriums, erklärte unterdessen, auch in der Provinz Dijala sei die Situation inzwischen so weit unter Kontrolle, dass einer baldigen Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit auch in dieser Provinz nichts im Wege stehe. Der regierungsnahen Zeitung "Al-Sabah" sagte er, die Al-Kaida-Terroristen seien in Dijala schon so unter Druck geraten, dass sie nun Kinder als Selbstmordattentäter rekrutierten.
Quelle: ntv.de