Erstmals zum Fest Islam schickt Grüße
24.12.2007, 21:18 UhrEine Gruppe von 138 hochrangigen islamischen Gelehrten hat den Christen in aller Welt ein fröhliches und friedliches Weihnachtsfest gewünscht. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die Religionsvertreter den "christlichen Nachbarn" auf Arabisch, Englisch und Lateinisch ihre Friedenswünsche aus: "Al-salamu aleikum, Peace be upon you, Pax Vobiscum." Eine vergleichbare Weihnachtsbotschaft hat es nie zuvor gegeben: Weil der Islam keine zentrale Instanz wie einen Papst oder Patriarchen kennt, die für alle Gläubigen sprechen könnten, hatten bislang stets nur einzelne Gelehrte Grußadressen mit Repräsentanten christlicher Kirchen ausgetauscht.
Gottes Weigerung
In ihrem Brief wiesen die Unterzeichner darauf hin, dass Weihnachten in diesem Jahr kurz nach dem islamischen Opferfest gefeiert wird. Dabei erinnern die Muslime an die biblische und koranische Überlieferung, der zufolge Abraham beinahe seinen Sohn als Opfer dargebracht hätte.
"Gottes Weigerung, Abraham seinen Sohn opfern zu lassen, ist bis heute eine göttliche Garantie und eine äußerst kraftvolle Lektion für alle Anhänger der abrahamitischen Religionen (d.h. Juden, Christen und Muslime), stets das Äußerste zu geben, um jedes menschliche Leben und besonders das Leben jedes einzelnen Kindes zu bewahren und hochzuschätzen", heißt es in dem Schreiben.
"Demütige Reue"
"Möge das kommende Jahr eines sein, in dem die Heiligkeit und Würde des menschlichen Lebens von allen bewahrt wird", schrieben die Verfasser weiter. "Möge es ein Jahr der demütigen Reue vor Gott und der gegenseitigen Vergebung innerhalb der Gemeinschaften und unter ihnen sein."
Zu den 138 Unterzeichnern der Grußbotschaft gehören neben Vertretern der größten islamischen Glaubensrichtungen Sunna und Schia auch Angehörige des Sufismus, der mystischen Richtung des Islam, sowie anderer religiöser Strömungen. Die gleiche Gruppe hatte im Oktober bereits einen Aufruf zu einem ernsthaften Dialog zwischen Muslimen und Christen veröffentlicht, um ein besseres gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Die Gelehrten hatten sich erstmals als Reaktion auf die umstrittene Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr zusammengefunden, in der der Islam nach Ansicht vieler Muslime fälschlich als gewalttätig und irrational beschrieben worden war. Viele Kirchenvertreter nahmen den Dialogaufruf der Gruppe positiv auf.
Quelle: ntv.de