"Wir haben genug Geduld gezeigt" Islamisten-Hinrichtung spaltet Bangladesch
15.12.2013, 14:24 Uhr
(Foto: AP)
Der "Schlächter von Mipur" - ein einflussreicher Parteiführer lokaler Islamisten - stirbt am Galgen. Seine Hinrichtung bringt keinen Frieden. Seit Tagen eskaliert eine Welle der Gewalt. Dutzende Menschen verlieren ihr Leben. Regierungschefin Hasina muss reagieren.
Nach der Hinrichtung eines islamistischen Parteiführers ist es in Bangladesch den dritten Tag in Folge zu schweren Unruhen gekommen. Zuletzt wurden dabei mindestens acht Menschen getötet, wie die Polizei mitteilte. Ministerpräsidentin Sheikh Hasina drohte ein hartes Durchgreifen der Sicherheitskräfte an. "Wir haben genug Geduld gezeigt, wir werden nichts mehr tolerieren", sagte Hasina. Sie warf den Islamisten "Kriegsverbrechen" vor.
Mit weißen Flaggen demonstrierten in der Hauptstadt Dhaka Tausende Unternehmer gegen die anhaltende politische Gewalt. "Wir wollen Frieden und Stabilität, um unseren Geschäften nachgehen zu können", sagte Kazi Akram Uddin, Präsident vom Verband der Industrie- und Handelskammern in Bangladesch.
Islamistische Partei ruft zu Streiks auf
Der wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilte Islamistenführer Abdul Quader Molla war am Donnerstag gehängt worden. Seitdem kamen bei den Ausschreitungen mindestens 20 Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt.
Molla war Mitte September wegen Kriegsverbrechen während des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan 1971 zum Tode verurteilt worden. Er ist der erste Beschuldigte überhaupt, der für seine Rolle im Krieg die Höchststrafe bekam. Der als "Schlächter von Mirpur" bekannte Molla wird für mehrere Morde, Massenmorde und Vergewaltigungen in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka verantwortlich gemacht.
Anhänger von Mollas islamistischer Oppositionspartei Jamaat-e-Islami zündeten in der nördlich gelegenen Stadt Patram mindestens 20 Häuser von Mitgliedern der regierenden Partei "Awami Liga" an, wie ein Regierungsmitarbeiter sagte. Die Sicherheitskräfte feuerten demnach Warnschüsse ab. In der Stadt seien zwei Menschen getötet worden, hieß es aus Polizeiquellen. Jamaat-e-Islami erzwingt seit Ende November immer wieder Verkehrsstreiks; ihre Anhänger attackierten dabei auch Fahrzeuge und Züge, die den Streikaufrufen zum Trotz unterwegs sind.
In der Oppositionshochburg Companyganj setzten nach Polizeiangaben 8000 Jamaat-Anhänger vier Regierungsbüros in Brand und griffen die Beamten mit selbstgebastelten Bomben und Schusswaffen an. Dort seien drei Menschen getötet worden. Drei weitere Gewaltopfer habe es in den Städten Ramganj und Laxmipur gegeben, hieß es von der Polizei.
Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa