Entscheidungsschlacht in Libyen? Islamisten geben Kekla auf
25.11.2014, 00:57 Uhr
Armee gegen Islamisten, Stämme gegen Zentralregierung: Nach 40 Jahren Diktatur sinkt Libyen immer tiefer in den Bürgerkrieg.
(Foto: REUTERS)
Im libyschen Bergland gelingt regierungstreuen Truppen womöglich ein wichtiger Schlag gegen die Rebellen: Nach wochenlangen Gefechten erobert die Armee eine strategisch wichtige Ortschaft südlich von Tripolis. Nun steht die "Befreiung" der Hauptstadt an.
Abseits der Weltöffentlichkeit tobt südlich des Mittelmeers ein erbitterter Kampf um die Herrschaft in Libyen: Mehr als drei Jahre nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Gaddafis kann die international anerkannte Regierung um Ministerpräsident Abdullah al-Thani einen wichtigen Etappensieg verbuchen.
Regierungstreue Kämpfer haben zu Wochenbeginn nach mehr als 40-tägigen Gefechten die Kontrolle über die von Islamisten eingenommene Stadt Kekla im Westen des Landes übernommen. Nach Angaben der Regierung untersteht die Ortschaft nunmehr dem "Kommando der Armee". Geplant sei nun, die "Befreiung" der Hauptstadt Tripolis abzuschließen.
Aus den Bergen Richtung Küste
Der Chef der bisherigen islamistischen Verwaltung von Kekla, Dschadallah al-Abidi, gestand den Verlust der strategisch wichtigen Stadt ein. Die Niederlage bedeute jedoch nicht den "Zusammenbruch" der islamistischen Einheiten im Westen Libyens. Kekla liegt rund hundert Kilometer südlich von Tripolis.
Ein Bündnis aus überwiegend islamistischen Milizen hatte im August nach wochenlangen Kämpfen mit mehr als hundert Toten regierungstreue Einheiten aus Kekla vertrieben. Im Oktober starteten loyal zur Regierung stehende Kämpfer aus der westlichen Stadt Sintan mit Unterstützung von Teilen der libyschen Armee und der Luftwaffe eine Gegenoffensive.
Luftangriff auf Tripolis
Unterdessen griff ein Kampfflugzeug den einzigen noch in Betrieb befindlichen Flughafen in Tripolis an. Zeugen berichteten, die auf niedriger Höhe fliegende Maschine habe zwei Raketen auf den Flughafen Mitiga abgefeuert, der von der regierungsfeindlichen Islamistenmiliz Fadschr Libya ("Libyens Morgendämmerung") kontrolliert wird. Weder der Terminal noch die Pisten seien beschädigt worden, hieß es.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 kommt Libyen nicht zur Ruhe. Rivalisierende Milizen liefern sich nahezu täglich Kämpfe um die Kontrolle über Tripolis und andere Städte. Dabei geht es um Macht und Einfluss verschiedener Gruppierungen und vor allem um die Kontrolle über die milliardenschweren Einnahmen aus dem Export libyscher Bodenschätze.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP