Tote bei Suche nach Jugendlichen Israel fährt größte Offensive seit Jahren
22.06.2014, 19:16 Uhr
Die drei Jugendlichen wurden am 12. Juni entführt.
(Foto: dpa)
Soldaten durchkämmen das Westjordanland auf der Suche nach den drei vor rund einer Woche entführten jüdischen Jugendlichen. In Nablus und Ramallah werden dabei zwei Männer erschossen - es sind Opfer Nummer vier und fünf der Operation "Brother's Keeper".
Die Suche nach drei entführten jüdischen Jugendlichen wächst sich zur größten Militäroffensive Israels im Westjordanland seit 2002 aus. Die Armee führt seit über einer Woche immer wieder Razzien durch, rund 350 Palästinenser wurden seither festgenommen, die Mehrheit davon Mitglieder der radikalislamischen Hamas. Und immer wieder kommt es dabei zu Zusammenstößen mit Todesopfern.
Nach palästinensischen Angaben starben am Sonntag zwei Männer - mindestens einer wurde von israelischen Soldaten getötet. In Nablus habe sich ein Mann nach Angaben der israelischen Armee den Truppen "auf bedrohliche Weise" genähert, die Soldaten sahen sich zum Handeln gezwungen. Der 36-Jährige soll psychisch labil gewesen sein. Von palästinensischer Seite hieß es, der Mann sei lediglich auf dem Weg in die Moschee gewesen.
In Ramallah kam ein weiterer Mann unter unklaren Umständen zu Tode. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur "Maan" ergab eine Autopsie des 30-Jährigen, dass er mit einem Schnellfeuergewehr getötet wurde, wie es von der israelischen Armee eingesetzt wird. Nach anderen Berichten wurde er bei Zusammenstößen mit palästinensischen Sicherheitskräften tödlich verletzt. Die israelische Armee teilte mit, man kenne den Vorfall nicht. Es habe in dem Gebiet keine Konfrontationen mit dem israelischen Militär gegeben.
Abbas kritisiert Offensive
Seit Beginn der Militäroffensive "Brother's Keeper" vor gut einer Woche sind im Westjordanland fünf Palästinenser zu Tode gekommen. Die israelische Armee sucht nach drei jüdischen Jugendlichen, die am 13. Juni in der Nähe von Bethlehem im südlichen Westjordanland spurlos verschwunden waren. Israel wirft der radikalislamischen Hamas vor, hinter ihrer Entführung zu stehen, obwohl sich bislang keine Palästinenserorganisation zu der Tat bekannt hat. Nach Raketenangriffen militanter Palästinenser griff die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag erneut Ziele im Gazastreifen an.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte das militärische Vorgehen Israels. "Ich habe gesagt, dass die Entführung ein Verbrechen ist, aber rechtfertigt dies das kaltblütige Töten von palästinensischen Jugendlichen?", fragte Abbas im Gespräch mit "Haaretz". Abbas forderte, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu müsse seinerseits die Gewalt und die Zerstörungen bei Razzien der Armee im Westjordanland verurteilen. "Was soll ich den Familien der getöteten palästinensischen Jugendlichen sagen?"
Quelle: ntv.de, jog/dpa