Politik

Nach Ende der Belagerung Israel rückt wieder vor

Nur einige Stunden nach ihrem Abzug aus der autonomen Palästinenserstadt Ramallah im Westjordanland ist die israelische Armee erneut in die Stadt eingerückt. Augenzeugen berichteten am Sonntagabend, eine aus etwa zehn Panzern und gepanzerten Fahrzeugen bestehende Fahrzeugkolonne sei im Norden der Stadt eingerückt. Sie sei von der jüdischen Siedlung und Militärbasis Beit El gestartet, die sich in der Nähe des Hauptquartiers von Palästienserpräsident Jassir Arafat befindet.

Am Nachmittag hatte Israel die zehntägige Belagerung des Amtssitzes von Palästinenserpräsident Jassir Arafat beendet und seine Truppen an den Stadtrand von Ramallah zurückgezogen. Damit reagierte Israel auf starken Druck aus den USA.

Innerhalb weniger Stunden räumten Soldaten am Sonntagmorgen das „Mukata“ („Bezirk“) genannte Gelände mit seinen etwa 20 vollständig zerstörten Gebäuden. Kurz darauf verließen Dutzende der etwa 200 bisher in Arafats Amtsräumen eingeschlossenen Palästinenser den Amtssitz. Innerhalb der israelischen Regierungsspitze löste der Rückzug heftigen Streit aus. Außenminister Schimon Peres habe indirekt mit seinem Rücktritt gedroht, hieß es.

Der Weltsicherheitsrat hatte Israel am vergangenen Dienstag einstimmig zum sofortigen Rückzug aufgefordert. Obwohl die Regierung in Jerusalem zunächst nur eine „Lockerung“ der Belagerung angekündigt hatte, sprachen Augenzeugen vom vollständigen Abzug der Besatzungstruppen aus dem Gebiet.

Dutzende Palästinenser zogen nach einer Demonstration in der Innenstadt ungehindert vor den „Mukata“, um den „Sieg“ über die Besatzungstruppen zu feiern. Arafat selbst kam am Mittag kurz aus dem Gebäude, das in den vergangenen Tagen mehrfach von Soldaten beschossen worden war.

Warnung vor neuen Selbstmordanschlägen

Israel hat am Sonntag die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv verstärkt. Die Polizei reagierte damit auf neue Warnungen vor insgesamt acht möglichen Selbstmordanschlägen palästinensischer Extremisten innerhalb Israels.

Die radikal-islamische Hamas-Bewegung hatte am vergangenen Freitag neue Terroranschläge vor allem im Gebiet von Tel Aviv angekündigt, nachdem ein israelischer Versuch fehlgeschlagen war, den Chef des militärischen Flügels von Hamas, Mohammed Deif, in Gaza zu liquidieren. Bei dem Angriff aus einem Kampfhubschrauber waren drei Palästinenser getötet und 47 zum Teil schwer verletzt worden.

Die Polizei im Gebiet von Haifa wurde am Sonntag in höchste Alarmbereitschaft versetzt, nachdem Unbekannte in der Nacht einen Krankenwagen gestohlen hatten. Israelische Sicherheitskräfte befürchten, dass das Fahrzeug für einen Terroranschlag benutzt werden könnte. Experten warnen schon seit Wochen, dass palästinensische Extremisten in Israel einen so genannten Mega-Anschlag planen, darunter eventuell die Explosion einer schweren Autobombe auf einem öffentlichen Platz oder vor einem großen Gebäude.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen