Berlusconi ist Favorit Italiener wählen wieder
13.04.2008, 16:00 UhrStunden der Entscheidung für Rom: Nach einem wenig mitreißenden Wahlkampf bestimmen die Italiener am Sonntag und Montag, ob Oppositionschef Silvio Berlusconi wieder an die Macht kommt oder der frühere römische Bürgermeister Walter Veltroni Ministerpräsident wird.
Prognosen zum Ausgang soll es am Montag unmittelbar nach Schließung der mehr als 61.000 Wahllokale um 15.00 Uhr geben. Der Sturz der Mitte-Links-Regierung von Romano Prodi hatte die Neuwahlen zwei Jahre nach dem letzten Urnengang notwendig gemacht. Prodi hatte die knappe Senatsmehrheit verloren.
Der konservative Medienzar und Milliardär Silvio Berlusconi, der nach 1994 und 2001 wieder an die Regierung will, musste sich in Mailand einen Weg durch die Schar der Neugierigen, Medienvertreter und Anhänger zum Wahllokal bahnen. Lässig, ohne Krawatte, stellte sich Veltroni (52), Chef der neuen Demokratischen Partei PD, vor seinem römischen Wahllokal Fotografen und TV-Kameras.
Berlusconi-Sieg wahrscheinlich
Nach ruhigem Wahlauftakt gaben bis Sonntagmittag 16,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme für die Abgeordnetenkammer ab, wie das Innenministerium in Rom nach stabilisierten Berechnungen mitteilte. Das waren weniger als bei der letzten Wahl 2006 (etwa 17,6 Prozent).
Zuletzt hatte der 71-jährige Berlusconi bei Umfragen mit sechs bis acht Prozent vorn gelegen, jedoch durften seit zwei Wochen keine Befragungen mehr veröffentlicht werden. Zu den Parlamentsneuwahlen aufgerufen sind 50 Millionen Italiener, wobei mehr als zweieinhalb Millionen Auslandsitaliener bereits abstimmen konnten. Insgesamt geht es um 630 Sitze in der Abgeordnetenkammer und 315 Sitze im Senat. Der Wahlsieger bildet Italiens 62. Nachkriegsregierung.
Politikverdrossenheit weit verbreitet
Vor zwei Jahren gingen 83,6 Prozent der Wahlberechtigten an den beiden Wahltagen abstimmen und sorgten für das knappste Ergebnis in der jüngeren Geschichte Italiens. Nach Meinung von Experten dürfte die Beteiligung wegen einer weit verbreiteten Politikverdrossenheit diesmal niedriger ausfallen. In Umfragen hatte jeder Dritte gesagt, er wisse noch nicht, wen er wählen solle oder ob er abstimmen werde.
Gleichzeitig stehen in 423 Städten Kommunalwahlen an, darunter in Rom, Brescia, Pescara und Pisa. Außerdem gibt es Urnengänge in neun Provinzen sowie in den beiden Regionen Friaul-Julisch-Venetien und Sizilien. Die Neuwahlen wurde wie schon beim letzten Urnengang 2006 wieder auf zwei Tage angesetzt, weil es vor sieben Jahren abends zu langen Schlangen und einem Chaos vor den Wahllokalen gekommen war.
Quelle: ntv.de