"Bis zum letzten Moment" Jetzt spricht Mandelas Tochter
10.12.2013, 05:15 Uhr
Nelson Mandela war von 1994 bis 1999 der Präsident Südafrikas.
(Foto: REUTERS)
In einem zentralen Staatsakt in einem 90.000 Menschen umfassenden Stadion wird Südafrikas Ex-Präsident Mandela verabschiedet. Kurz vor der Trauerfeier erinnert sich Tochter Makaziwe an die letzten gemeinsamen Momente mit ihrem berühmten Vater.
Makaziwe Mandela, die älteste Tochter des verstorbenen südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers, hat die letzte Woche mit dem Sterbenden als "wunderbar" erlebt. "Die Kinder waren da, die Enkel waren da", erzählte Makaziwe Mandela dem britischen Rundfunksender BBC. Am vergangenen Donnerstag hätten die Ärzte morgens gesagt, dass nichts mehr getan werden könne. Es sei ein "höchst wunderbarer" Tag gewesen. "Er hat uns bis zum letzten Moment gehabt", fügte Makaziwe Mandela hinzu. Außer den Kindern und Enkeln sei auch Mandelas Frau Graça Machel anwesend gewesen.
Ihr Vater solle dafür in Erinnerung bleiben, dass er sich für geistige und politische Freiheit eingesetzt habe, wünschte Makaziwe Mandela. Er habe gelehrt, dass es viel Mut brauche, um zu vergeben, sagte die Tochter in Erinnerung an seine 27-jährige Gefangenschaft. "Vergeben zu können ist eine schwierige Sache." Aber ihr Vater habe gewusst, dass er "für immer ein geistiger Gefangener sein" würde, wenn er nicht vergebe. "Die Lehre die wir aus seinem Leben ziehen können, besteht darin, mutig zu sein und anderen Menschen zu vergeben."
In Soweto bei Johannesburg findet an diesem Dienstag eine große Trauerfeier für Mandela statt. Hier werden mehrere prominente Politiker Ansprachen halten. So werden neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch US-Präsident Barack Obama und sein Amtskollege aus dem verfeindeten Kuba, Raúl Castro, sprechen.
"Gigant der Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschlichkeit"
Zu dem Staatsakt (hier das offizielle Programm) in dem 90.000 Menschen fassenden Fußballstadion in Johannesburg werden 70 amtierende und 100 ehemalige Staats- und Regierungschefs erwartet (n-tv berichtet am Dienstag ab 9.30 Uhr live). Kanzlerin Angela Merkel wird nicht anreisen, Deutschland ist durch Bundespräsident Joachim Gauck vertreten. Die CDU-Chefin trug sich am Abend in ein Kondolenzbuch in der südafrikanischen Botschaft in Berlin ein.
"Die ganze Welt kommt im wahrsten Sinne des Wortes nach Südafrika", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Clayson Monyela, in Pretoria. Zu den Gästen zählten "Könige und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen". Das sei beispiellos in der Geschichte des Landes. Logistisch allerdings stehe die Regierung vor "einer sehr schweren Aufgabe", sagte Monyela.
Neben Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma sollen bei dem in alle Welt übertragenen Festakt auch Kinder und Enkel Mandelas das Wort ergreifen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, Chinas Vizepräsident Li Yuanchao und Indiens Präsident Pranab Mukherjee sind laut Programm gleichfalls Redner.
Viele Staatsgäste kamen bereits am Montag in Johannesburg an. UN-Generalsekretär Ban nannte Mandela einen "Giganten der Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschlichkeit". Ban besuchte das Domizil Mandelas im Johannesburger Stadtteil Houghton.
Drei Ex-US-Präsidenten kommen
Zu den Trauerfeiern angesagt waren auch die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton und George W. Bush. Auch der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron werden erwartet.
Von Mittwochmorgen an soll der Leichnam Mandelas drei Tage lang im Amphitheater vor dem Regierungskomplex in Pretoria aufgebahrt werden. Beigesetzt werden soll der Nationalheld am Sonntag in Qunu am Ostkap, wo er aufgewachsen war. Hier werden etwa 9000 Trauergäste erwartet. Am 16. Dezember, in Südafrika als "Versöhnungstag" ein Feiertag, wird in Pretoria ein Mandela-Denkmal enthüllt.
Das südafrikanische Parlament in Kapstadt ehrte den ersten schwarzen Präsidenten des Landes am Montag mit einer Sondersitzung. Mandela habe sehr hohe Maßstäbe für seine politischen Erben gesetzt, sagte Vizepräsident Kgalema Motlanthe. "Es ist schwer, den politischen Errungenschaften Nelson Mandelas gerecht zu werden." Oppositionschefin Helen Zille nannte Mandela den "meist verehrten Mann unserer Zeit". Vor dem Parlament waren große Papierbögen gespannt, auf denen Hunderte Bürger Gedanken und Erinnerungen an den "Vater der Nation" aufschrieben.
Quelle: ntv.de, cro/jog/AFP/dpa