Prognosen in Kroatien Josipovic siegt klar
10.01.2010, 10:30 UhrDer oppositionelle Sozialdemokrat Ivo Josipovic ist neuer Staatschef in Kroatiens. Der 52-jährige Jura- und Musikprofessor erreicht ersten Nachwahlbefragungen die meisten Stimmen.
Er setzte sich klar gegen den parteilosen Bürgermeister von Zagreb, Milan Bandic, durch. Eine der wichtigsten Aufgabe Josipovics als Präsident besteht nach Ansicht vieler Wähler darin, Kroatien in die Europäische Union zu führen.
Laut den nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Prognosen der Fernsehsender RTL und Nova gewann Josipovic 64,6 Prozent der Stimmen. Für Bandic votierten dagegen nur 35,4 Prozent der Wähler. Der scheidende Staatschef Stipe Mesic durfte nach zwei Amtszeiten gemäß der kroatischen Verfassung nicht mehr antreten.
Insgesamt waren rund 4,4 Millionen Wahlberechtigte zu den Urnen gerufen. Beide Kandidaten hatten sich im Wahlkampf für eine Eindämmung der Korruption und einen Beitritt zur EU bis 2012 stark gemacht. Im Gegensatz zu Bandic werden Josipovic aber keine Korruptionsaffären nachgesagt. Bereits vor der Stichwahl galt der Jura-Professor als Favorit. Er hatte im ersten Wahldurchgang 32,4 Prozent der Stimmen erhalten, Bandic kam damals auf 14,8 Prozent.
Populistische Rhetorik und keine Fremdsprache
Allerdings unternahm Bandic seit dem ersten Durchgang große Anstrengungen, um die konservative Wählerschaft für sich zu gewinnen. So traf er den Erzbischof von Zagreb und sicherte sich dessen Unterstützung. Außerdem umwarb der Bürgermeister die 400.000 im Ausland lebenden Kroaten - vor allem im benachbarten Bosnien, wo Bandic geboren wurde. Seine Gegner warfen ihm vor, sich populistischer Rhetorik zu bedienen. Zudem kritisierten sie, dass der Bürgermeister von Zagreb keine Fremdsprachen beherrscht.
Josipovic wiederum wurde von seinen Gegnern mangelnde politische Erfahrung vorgeworfen. Er konnte aber auf die Unterstützung des scheidenden Staatschefs Mesic zählen.
In Kroatien sind die Kompetenzen zwischen Präsident und der Regierung weitgehend geteilt. So hat der Staatschef auch in der Außenpolitik maßgebliche Befugnisse. Unter Mesic gelang dem Land 2009 der Beitritt zur NATO. Die Machtübergabe soll am 18. Februar stattfinden.
Quelle: ntv.de, AFP