Klima und Energie Kabinett beschließt Paket II
17.06.2008, 19:34 UhrDie Bundesregierung will an diesem Mittwoch den Weg für das zweite Klimapaket freimachen. Mieter und Hausbesitzer müssen sich von 2009 an auf strengere Vorschriften für Neubauten und die Häusersanierung einstellen.
Zugleich soll die Lkw-Maut steigen. Spediteure sollen für schwere Lastwagen 16,3 Cent pro Kilometer statt durchschnittlich 13,5 Cent zahlen. Die Einführung einer Kfz-Steuer nach Abgasausstoß statt Hubraum wurde dagegen auf Anfang 2010 verschoben.
Kritik von Umweltverbänden
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland nannte das Klimaprogramm halbherzig. Die im August 2007 bei der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg angekündigten Maßnahmen seien leider in den Streitereien der verschiedenen Bundesministerien umfangreich verwässert worden, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Das größte Armutszeugnis sei, dass immer noch keine Kfz-Steuerreform verabschiedet werde. Der BUND forderte die Bundesregierung zudem auf, verschärfte Vorschriften für die Gebäudedämmung zu erlassen.
Die Allianz pro Schiene forderte eine Anhebung der Lkw-Maut auf 17 Cent pro Kilometer. "Die Maut muss endlich alle Wegekosten von Lkw widerspiegeln", sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Die Quersubventionierung des umweltschädlichen Lkw-Verkehrs müsse beendet werden.
Gebäudenachrüstung nur bei Grundsanierung
Neubauten sollen vom 1. Januar 2009 an mit 30 Prozent weniger Energie auskommen, erläuterte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Schon vorhandene Gebäude seien nur betroffen, wenn eine grundlegende Sanierung vorgenommen wird. Gerade dabei gebe es viel Potenzial zum Energiesparen. Baut ein Hausbesitzer zum Beispiel neue Fenster ein oder saniert sie, gelten verschärfte Standards wie beim Neubau.
Das Energiesparen soll besser kontrolliert werden. "Beim Umrüsten von Heizkesseln, bei der Dämmung von Leitungen oder der Decke kontrolliert der Schornsteinfeger", sagte Tiefensee. Verstöße müsse er den Behörden melden. Die Heizkostenverordnung werde dafür sorgen, dass Mieter sparsamer heizten. Der verbrauchsabhängige Anteil bei der Berechnung der Heizkosten soll von 50 auf 70 Prozent steigen. Außerdem sollen die Stromnetze ausgebaut werden, so dass große Strommengen ohne große Verluste vom Norden in den Süden gelangen können.
Spediteure werden be- und entlastet
Beim Lastwagenverkehr soll die Maut für schwere Lastwagen über 12 Tonnen nach Achszahl und Schadstoffausstoß gespreizt werden. "Spediteure, die Stinker fahren, werden mehr belastet", sagte der Minister. Sie sollen 28 Cent pro Kilometer zahlen, umweltfreundliche Lastwagen mit 14 Cent nur halb so viel. Dem Bund werde rund eine Milliarde Euro zusätzlich für Verkehrsinvestitionen zufließen, insgesamt dann 10,2 Milliarden Euro. Die Mautmehreinnahmen sollen in den Ausbau von Straßen, Schienen und Binnenwasserstraßen fließen.
Deutschen Spediteuren werden laut Tiefensee Hilfen von rund 350 Millionen Euro zugesagt. Damit würden sie ab 2009 um 600 Millionen Euro jährlich entlastet, um international durch die Maut keine Nachteile zu haben.
Der Bundestag hatte Anfang Juni grünes Licht für das erste Klima- und Energiepaket der Bundesregierung gegeben. Damit soll mehr Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien kommen. Im Sommer 2007 hatte sich die Bundesregierung bei ihrer Klausur in Meseberg grundsätzlich auf die Klimaschutzmaßnahmen verständigt.
Heizkesseltausch wird länger gefördert
Der Einbau moderner Heizungsanlagen wird noch bis Ende 2009 gefördert. Das Bundesumweltministerium teilte mit, dass die Ende des Monats ablaufende Frist für die Förderung eines Austauschs alter Heizkessel gegen moderne Öl- und Gasbrennwertkessel um eineinhalb Jahre verlängert wird. Der Bonus wird bei gleichzeitigem Einbau von Solarkollektoren bezahlt.
Bei der Kombination von Kesseltausch mit Solarkollektoren zur kombinierten Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung beträgt der Bonus 750 Euro. In der Kombination von Kesseltausch mit Solarkollektoren zur alleinigen Warmwasserbereitung liegt er bei 375 Euro. Umweltminister Sigmar Gabriel erklärte: "Der Kesseltausch-Bonus belohnt damit sowohl die Investitionen zur Senkung des Energieverbrauchs als auch zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung in Gebäuden." Das helfe dem Klima und spare Heizkosten.
Quelle: ntv.de