Granaten treffen Schule in Aleppo Kampfjets setzen Bombardements fort
13.10.2016, 15:40 Uhr
Seit dem Abbruch der Syrien-Gespräche am 22. September verloren Dutzende Menschen ihr Leben bei Luftangriffen.
(Foto: REUTERS)
Ungeachtet der Ankündigung über neue Syrien-Gespräche fliegen Kampfflugzeuge des Assad-Regimes erneut Luftangriffe auf Aleppo, erneut sterben zahlreiche Zivilisten. Unterdessen unternimmt Neuseeland einen neuen Anlauf für eine UN-Resolution.
Zwei Tage vor neuen Gesprächen der USA und Russlands über eine Waffenruhe in Syrien ist die umkämpfte Großstadt Aleppo erneut Ziel heftiger Luftangriffe geworden. Syrische und russische Kampfflugzeuge flogen mehr als 20 Angriffe auf die Rebellenviertel im Ostteil der Stadt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Im Ringen um ein Ende der Luftangriffe brachte Neuseeland einen neuen Resolutionsentwurf in den UN-Sicherheitsrat ein.
Bei den Luftangriffen im Morgengrauen wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mindestens sieben Zivilisten getötet. Am nordöstlichen Stadtrand Aleppos eroberten die vorrückenden Regierungstruppen demnach zudem mehrere Hügel mit Blick auf die Rebellenviertel.
In einem von der Armee kontrollierten Stadtviertel im Westteil Aleppos wurden laut einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens vier Kinder getötet. Die Granaten seien in der Nähe einer Schule eingeschlagen, berichtete die oppositionsnahe Beobachtungsstelle.
In der Hauptstadt Damaskus explodierten mutmaßlich von Rebellen abgefeuerte Granaten in der Nähe der russischen Botschaft. Personen seien dabei nicht zu Schaden gekommen, teilte das Außenministerium in Moskau mit.
Mehr als 150 Opfer bei Luftangriffen
Die russische und die syrische Luftwaffe fliegen seit dem 22. September massive Luftangriffe auf Aleppo. Die syrischen Regierungstruppen wollen mit ihrer Großoffensive die seit vier Jahren zwischen Regierung und Rebellen geteilte Großstadt vollständig unter ihre Kontrolle bringen.
Bei den Bombardements wurden laut der Beobachtungsstelle bereits mehr als 370 Menschen getötet, darunter mindestens 68 Kinder. Allein am Dienstag und Mittwoch habe es mehr als 70 Tote gegeben. Die Beobachtungsstelle beruft sich auf ein Netzwerk von Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Der Zivilschutz spricht von mehr als 150 Menschen, die seit der Wiederaufnahme der Luftangriffe getötet worden seien.
US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow hatten Mitte September eine landesweite Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen ausgehandelt, die jedoch nach nur einer Woche wieder zerbrach. In den darauf folgenden Tagen startete die syrische Armee mit russischer Unterstützung ihre Großoffensive auf Aleppo. Weil Russland sich weigerte, die Luftangriffe zu stoppen, brachen die USA die Gespräche ab.
Steinmeier mahnt "Glaubwürdigkeit" an
Am Samstag wollen Moskau und Washington ihre Gespräche wieder aufnehmen. An dem Treffen in Lausanne nehmen neben Kerry und Lawrow auch die Außenminister der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars teil. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hofft auf Fortschritte. Es gehe "um die moralische Glaubwürdigkeit von Politikern", sagte er beim Europarat in Straßburg. "Wir müssen das Morden beenden." Lawrow äußerte im Fernsehsender CNN die Hoffnung, dass das Treffen einen "ernsthaften Dialog" auf der Grundlage der im September mit den USA erzielten Vereinbarung in Gang setzen werde.
Ein von Frankreich im UN-Sicherheitsrat vorgelegter Resolutionsentwurf, der ein sofortiges Ende der Luftangriffe auf Aleppo forderte, war am Wochenende allerdings am Veto Russlands gescheitert. Am Mittwoch legte Neuseeland nun einen ganz ähnlichen Entwurf vor. Angesichts der Gewalt in Syrien "einfach aufzugeben", sei "kein akzeptables Vorgehen", sagte der neuseeländische UN-Botschafter Gerard van Bohemen. In dem Entwurf wird ein Ende aller Angriffe, die zivile Opfer zur Folge haben könnten, gefordert. Diplomaten zufolge dürfte der Text noch am Donnerstag von Ratsvertretern und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon besprochen werden.
Die Feuerpause soll die Lieferung dringend benötigter Hilfslieferungen ermöglichen. Die Regierung in Damaskus vereinbarte mit den Vereinten Nationen die Entsendung von Hilfskonvois in 25 der 29 belagerten Gebiete in Syrien. Lieferungen für die Rebellengebiete Aleppos stimmte sie allerdings nicht zu.
Quelle: ntv.de, cri/AFP/rts