Mixa nur "eine Stimme" Kardinal Lehmann beschwichtigt
10.04.2007, 18:42 UhrDie katholische Kirche steht trotz heftiger Kritik des Augsburger Bischofs Walter Mixa mehrheitlich hinter den politischen Plänen für den Ausbau der Kinderbetreuung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, betonte vor Beginn der Frühjahrs-Vollversammlung im baden-württembergischen Bad Waldsee: "Die Differenzen sind nicht so groß. Ich habe keine Sorge, dass wir zu einem vernünftigen Konsens kommen."
Beim Thema Ausbau der Kleinkinderbetreuung müssten aber "selbstverständlich die Einzelheiten diskutiert werden", sagte Lehmann. Entscheidend sei, dass die Finanzen für die Kinderkrippen nicht gekürzt und die Elternrechte gewahrt würden. Der Kardinal erinnerte daran, dass beide großen Kirchen Träger von insgesamt zwei Dritteln aller Kinderkrippen sind.
Ignorant und beleidigend
Die Kritik von Bischof Walter Mixa an den Krippen-Plänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) nannte er "eine Stimme unter den 27 (Diözesen)". Mixa hatte von der Leyens Kurs als "gesellschaftspolitisch völlig verfehlt und in hohem Maße ideologiegeleitet" bezeichnet. Der Augsburger Bischof hatte schon im Februar heftige Diskussionen ausgelöst, als er davor warnte, Frauen zur "Gebärmaschine" zu degradieren.
Seine evangelische Amtskollegin aus Hannover, Landesbischöfin Margot Käßmann, hatte Mixas Kritik als ignorant und beleidigend zurückgewiesen. Bei dieser Debatte gehe es doch ganz offensichtlich gar nicht mehr um das Wohl der Kinder, sondern um das Festhalten an alten Rollenbildern. Es mache sie "schlicht sprachlos, wer nun alles zum Erziehungsexperten wird".
"In der Sache einig"
Neben Kardinal Lehmann zeigte sich auch der Erzbischof von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky, zuversichtlich, dass eine Einigung beim Thema Kinderkrippen erreicht wird. "In der Sache sind wir eigentlich einig, die Akzentsetzungen sind vielleicht unterschiedlich", sagte der Vorsitzende der Familienkommission der Bischofskonferenz am Rande des Treffens.
Koalition uneins
Während sich die katholische Kirche um eine einheitliche Linie bemüht, steht der großen Koalition offenbar ein großer Streit um die Pläne ins Haus. So kündigte der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Johannes Singhammer (CSU), an, er wolle den angestrebten Bundeszuschuss für die Kleinkinderbetreuung von einer gleichzeitigen Erhöhung des Kindergeldes für alle Zwei- und Dreijährigen abhängig machen. Dabei strebe er einen Zuschlag von 50 Euro monatlich an, um diejenigen Eltern nicht zu benachteiligen, die ihr Kleinkind zu Hause selbst betreuen.
Die SPD will dagegen die benötigten rund vier Milliarden Euro pro Jahr durch Etatumschichtungen bei Bund, Ländern und Kommunen erwirtschaften - unter anderem auch durch Abschläge beim Ehegattensplitting für Begüterte und durch einmaligen Verzicht auf eine Kindergelderhöhung. Der Krippenausbau ist Thema der Koalitionsrunde am 16. April in Berlin.
Quelle: ntv.de