Politik

"Schluss mit verhassten Night Raids" Karsai stellt USA Bedingungen

Der Tagungsort der Loja Dschirga ist weiträumig abgesperrt.

Der Tagungsort der Loja Dschirga ist weiträumig abgesperrt.

Sie kommen lautlos in der Nacht und werfen ihre todbringende Fracht über kleine Kommandoeinheiten in vermuteten Taliban-Quartieren ab. Die unbemannten Drohen sind der Inbegriff des Hasses vieler Afghanen gegen die NATO-Kampftruppen in Afghanistan. Präsident Karsai setzt die USA unter Druck, mit den "Night Raids" aufzuhören, sonst könne es keinen Frieden in Afghanistan geben.

Die Taliban rächen sich mit Autobomben an den NATO-Truppen.

Die Taliban rächen sich mit Autobomben an den NATO-Truppen.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat ein Ende der nächtlichen Angriffe ausländischer Spezialkräfte zur Vorbedingung für eine strategische Partnerschaft mit den USA gemacht. Sollten die USA nach dem für 2014 geplanten Abzug der NATO-Kampftruppen Basen in Afghanistan unterhalten wollen, müssten sie die im Volk verhassten "Night Raids" - meist gezielte Angriffe mit raketenbestückten Drohnen - stoppen, sagte Karsai vor der Großen Ratsversammlung in Kabul. Die rund 2000 Delegierten der Loja Dschirga beraten bis zum Wochenende über eine Partnerschaft mit den USA und über den bislang erfolglosen Friedensprozess mit den Taliban.

Zehn Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes betonte Karsai die im Land erreichten Fortschritte. Er räumte zugleich aber "ernste Probleme" ein. "Wir sind noch nicht aus der Dunkelheit heraus. Wir sind noch nicht aus den Gefahren heraus", sagte er. "Wir haben unser wichtigstes Ziel nicht erreicht, welches Frieden ist." Dennoch zeigte sich Karsai überzeugt, dass die Afghanen ab Ende 2014 selbst die Verantwortung für ihr Land übernehmen können.

Karsai forderte weiter, ausländischen Truppen sollte es künftig nicht mehr erlaubt sein, Gefangene zu nehmen. Die Gefängnisse im Land sollten von den Afghanen kontrolliert werden. Von den USA verlangte er eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Das Verhältnis müsse eines zwischen ebenbürtigen Staaten sein, sagte Karsai. Die USA dürften sich nicht in interne Angelegenheiten Afghanistans einmischen.

"Nachts werden die Kinder gestohlen"

Karsai will eine Allianz auf Augenhöhe erreichen.

Karsai will eine Allianz auf Augenhöhe erreichen.

Zur Eröffnung der Versammlung verglich Karsai Afghanistan mit einem Löwen, "der es nicht mag, wenn nachts jemand kommt und seine Kinder weg nimmt". Karsai kritisiert die im Volk verhassten nächtlichen Angriffe gegen Verdächtige seit langem. Die NATO hält sie dagegen für eines der erfolgreichsten Mittel im Kampf gegen die Taliban. Die Aufständischen sind strikt gegen eine Partnerschaft mit den USA und haben Delegierte der Loja Dschirga bedroht.

Die Verhandlungen über ein Abkommen mit den USA sollten eigentlich bereits vor der Loja Dschirga abgeschlossen sein. Inzwischen gilt als unwahrscheinlich, dass ein Entwurf bis zur Afghanistan-Konferenz in Bonn in knapp drei Wochen fertig ausgehandelt sein wird.

Bislang kein Abkommen mit Deutschland

Das letzte Wort über das Abkommen mit den USA sollen nach Karsais Angaben die beiden Kammern des Parlaments haben. Geplant sind außerdem strategische Partnerschaften mit Frankreich, Großbritannien, der EU und der NATO. Bereits unterzeichnet ist ein entsprechendes Abkommen mit Indien. Bislang nicht vorgesehen ist eine strategische Partnerschaft mit Deutschland, obwohl die Bundesrepublik eine der wichtigsten Truppensteller- und Gebernationen in Afghanistan ist.

Quelle: ntv.de, dpa

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