BND sieht mehr Gewalt in Afghanistan Kein Ende des Einsatzes in Sicht
30.09.2012, 15:57 Uhr
Der Militäreinsatz am Hindukusch begann im Oktober 2001 und kostete tausende Menschenleben.
(Foto: REUTERS)
35.000 Soldaten aus dem Ausland werden auch nach dem offiziellen Abzug des Westens im Jahr 2014 in Afghanistan benötigt. Das geht zumindest aus einem vertraulichen Bericht des Bundesnachrichtendienstes hervor. Danach wird sich die Sicherheitslage nicht entspannen - im Gegenteil.
Bis Ende 2014 sollen alle westlichen Kampftruppen Afghanistan verlassen haben. Das verspricht zumindest die Politik der Öffentlichkeit, die des Einsatzes am Hindukusch längst überdrüssig geworden ist. Doch daraus wird nichts - zumindest laut dem Bundesnachrichtendienst (BND). Auch nach dem offiziellen Abzug werden 35.000 ausländische Soldaten in dem Land gebraucht, das geht nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" aus einem vertraulichen Bericht des Geheimdienstes hervor.

Der Einsatz der deutschen Truppen bei der Isaf-Mission kostet die Bundeswehr jedes Jahr mehrere Hundertmillionen Euro.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
35.000 Mann nach 2014 für die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte, für den Schutz der Ausbilder und für den Kampf gegen Terroristen – was der BND auflistet umfasst etwa ein Drittel der heutigen Truppenstärke.
Laut dem Spiegel schildert der BND-Bericht mit dem Titel "Afghanistan bis zum Jahr 2014 - eine Prognose" die Lage in dem Land deutlich schlechter als die Bundesregierung. Die Zahl der Anschläge von Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte gegen westliche Soldaten wird danach weiter zunehmen, das Wiedereingliederungsprogramm für Überläufer der Taliban hat "keine Auswirkungen" auf einen Friedensprozess.
Der Bericht fällt laut dem Magazin zudem ein vernichtendes Urteil über die Regierung von Präsident Hamid Karsai. Von "Korruptionsanfälligkeit, persönlicher Vorteilsnahme Einzelner und Nepotismus" ist die Rede. Die Zusicherungen Karsais an den Westen "bleiben Absichtserklärungen", heißt es. Vielmehr klammere sich Karsai an die Macht. Bei der Präsidentschaftswahl 2014 wolle er seinen älteren Bruder Abdul Kayum Karsai als Kandidaten durchsetzen. So wolle er "die Wahrung der familiären Interessen und den Machterhalt" absichern.
BND und Bundesregierung äußerten sich bisher nicht zu den Schilderungen des "Spiegel". Aus Afghanistan kam derweil die Meldung, dass wieder ein Mitglied der Internationalen Schutztruppe (Isaf) Opfer eines Anschlags geworden ist. Im Osten des Landes kam es offenbar wieder zu einer sogenannten "Insider-Attacke", bei der ein vermeintlich überzeugter Angehöriger der afghanischen Sicherheitskräfte auch einen zivilen Isaf-Mitarbeiter und mehrere Afghanen tötete.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa