Politik

Syrer hoffen auf Genf Kerry und Lawrow schachern um Waffenruhe

Zerstörte Stadt: Der Süden von Aleppo liegt in Schutt und Asche.

Zerstörte Stadt: Der Süden von Aleppo liegt in Schutt und Asche.

(Foto: REUTERS)

Vor allem in Aleppo leiden die Menschen im syrischen Bürgerkrieg große Not. Hilfsorganisationen könnten sofort Hilfsgüter liefern, doch dafür bräuchte es Kampfpausen. In Genf treffen sich die USA und Russland zu neuen Verhandlungen.

Im Syrien-Konflikt unternehmen die USA und Russland einen neuen Versuch, sich auf eine Waffenruhe zu verständigen. Dazu treffen sich die Außenminister beider Länder, John Kerry und Sergej Lawrow, in einem Hotel im schweizerischen Genf. Das zweite Treffen innerhalb weniger Tage weckte vorab Hoffnungen auf einen Durchbruch.

Während aus diplomatischen Kreisen verlautete, zunächst sei kein Durchbruch absehbar, erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier, es bestehe eine realistische Chance auf eine Waffenruhe. Mittlerweile gebe es ein "richtiges Waffenstillstands-Dokument" für eine mehrtägige Feuerpause, sagte Steinmeier in Berlin. "Es mangelt wirklich nicht an Ehrgeiz. Aber es hat noch einige Stellen, die leider noch nicht überbrückt worden sind."

Die unterschiedlichen Positionen hätten sich nach Angaben von Steinmeier mittlerweile "auf zwei, drei reduziert". Dazu zählte er die Frage, welche syrischen Oppositionsgruppen als gemäßigt und welche als radikal eingeschätzt werden.

Drei Themen auf der Tagesordnung

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, erklärte am Rande des Treffens von Kerry und Lawrow in Genf, eine Waffenruhe würde "den Zugang für humanitäre Hilfe entscheidend voranbringen". Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien ergänzte, humanitäre Organisationen stünden bereit, Hilfsgüter in die umkämpften Orte zu liefern, sobald die Waffen wenigstens zeitweilig schweigen.

In vielen Orten, aber vor allem im Ostteil Aleppos hatte sich die Notlage der Menschen in den vergangenen Tagen noch einmal erheblich verschärft. Regierungstruppen und verbündete Kämpfer kesselten die Rebellen erneut ein. Am Donnerstag kappten sie die einzige Versorgungsroute in die betroffenen Viertel.

Eine Waffenruhe ist nicht der einzige Gesprächspunkt in Genf. Nach Angaben von Diplomaten beider Länder wird außerdem über die humanitäre Hilfe und die Wiederaufnahme der Genfer Gespräche diskutiert. Dabei würden Vertreter des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und der Opposition unter Anleitung der UN über eine politische Lösung des Konflikts sprechen.

Neue, tödliche Luftangriffe

Moskau unterstützt Assad, während die USA auf der Seite von Rebellen stehen, die dessen Sturz anstreben. Dem seit mehr als fünf Jahren andauernden Konflikt sind Hunderttausende zum Opfer gefallen, mehr als 4,5 Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen, viele von ihnen bis nach Europa. Eine Einigung zwischen den USA und Russland gilt als wesentliche Voraussetzung für einen Frieden.

Bei Gesprächen in Genf Ende August hatten sich Kerry und Lawrow bereits grundsätzlich auf das Ziel einer Waffenruhe in Syrien verständigt. Jedoch müssten noch eine Reihe von Einzelheiten geklärt werden, hieß es nach dieser Begegnung. Kerry sagte seinerzeit, die USA wollten "keine Vereinbarung, die nicht durchsetzbar wäre". Ihre Beratungen auf dem G20-Gipfel am Wochenende in China brachten keine Fortschritte.

Derweil wurden am Freitag bei einem Luftangriff im Norden Syriens laut Aktivisten mehrere Anführer radikaler Milizen getötet. Unter den Opfern sei mit Abu Omar Sarakib auch ein Topkommandeur der dschihadistischen Gruppe Dschabhat Fatah al-Scham, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bei der Gruppe handelt es sich um die frühere Al-Nusra-Front, Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Nach Angaben der Menschenrechtler war zunächst unklar, ob Flugzeuge Russlands, Syriens oder der US-geführten internationalen Koalition für die Bombardierung verantwortlich waren.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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