Bill Clinton in Nordkorea Kim begnadigt US-Journalistinnen
04.08.2009, 07:25 Uhr
Versteinert wie das Land, das er besucht: Clinton neben Kim.
(Foto: REUTERS)
Der frühere US-Präsident Bill Clinton ist bei einem unangekündigten Besuch in Pjöngjang mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il zusammengetroffen. Dabei gelang es Clinton, die Freilassung der in Nordkorea inhaftierten US-Journalistinnen zu bewirken.
Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA nannte die bevorstehende Freilassung der beiden jungen Frauen ein Zeichen für die "menschenfreundliche und friedliebende" Politik des kommunistischen Landes. Die nordkoreanischen Medien berichteten weiter, Clinton habe sich für das Verhalten der beiden Frauen entschuldigt.
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte zuvor unter Berufung auf KCNA berichtet, Clinton habe eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama überbracht. Das Weiße Haus dementierte dies umgehend. Es habe keine Botschaft Obamas gegeben. "Diese Berichte treffen nicht zu", sagte ein Sprecher.
Bei einem Abendessen im Gästehaus der nordkoreanischen Führung haben die beiden Politiker laut der Agentur Yonhap einen "breiten Fächer von Themen" angesprochen. Stunden zuvor war Clinton in Pjöngjang eingetroffen - wie es hieß, um die Freilassung der US-Journalistinnen zu erreichen.
Haftentlassung schon am Mittwoch?
Clinton traf dann auch mit den inhaftierten Amerikanerinnen zusammen. Das Treffen sei "sehr emotional" verlaufen, so der US-Sender ABC unter Berufung auf ein Mitglied der Delegation Clintons. Der Ex-Präsident hoffe, dass die beiden Amerikanerinnen bereits am Mittwoch aus ihrer Haft entlassen würden und in die USA zurückkehren könnten.
Laura Ling und Euna Lee waren Mitte März nahe der chinesisch-nordkoreanischen Grenze festgenommen worden, als sie über nordkoreanische Flüchtlinge berichteten. Sie waren wegen "schweren Verbrechens gegen die koreanische Nation und illegalen Grenzübertritts" zu jeweils zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Die beiden arbeiten für die Mediengruppe Current TV in San Francisco, die vom früheren Vize-Präsidenten Al Gore mitbegründet worden ist, der Clintons Stellvertreter im Weißen Haus war. In Südkorea wird vermutet, dass Nordkorea und die USA seit Wochen intensiv über den Fall der Reporterinnen verhandelten.
"Ausschließlich private Reise"
Clinton wurde bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von hohen nordkoreanischen Regierungsvertretern begrüßt. Auch das nordkoreanische Staatsfernsehen berichtete über die Ankunft.
Die Regierung in Washington sprach von einer "ausschließlich privaten" Reise zur Freilassung der Journalistinnen. Es wurden keinerlei Einzelheiten - beispielsweise zur Dauer des Besuchs - mitgeteilt. ABC berichtete, Clinton wolle noch am Dienstagabend Nordkorea verlassen. "Wir wollen den Erfolg der Mission des früheren Präsidenten Clinton nicht gefährden", begründete das Weiße Haus seine auffallende Zurückhaltung in der Kommentierung der Reise.
Zweites Thema: der Atomstreit
US-Medien berichteten, die Regierung versuche die Bemühungen um die Freilassung der Reporterinnen und den Streit um das nordkoreanische Atomprogramm strikt zu trennen. Dagegen ist nach südkoreanischen Informationen mit dem Besuch auch die Hoffnung verknüpft, neue Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen und die Sechs-Parteien-Gespräche wieder zu beleben.
Clinton wurde auf dem Flughafen unter anderem von Vize-Außenminister Kim Kye-Gwan begrüßt, dem nordkoreanischen Verhandlungsführer bei den Atomgesprächen, berichtete das Staatsfernsehen des kommunistischen Landes. "Unsere Kinder empfingen Herrn Clinton mit Blumen", hieß es im nordkoreanischen Fernsehen.
Ein Lächeln für die Blumen
Auf Fernsehbildern war ein ernst blickender Clinton zu sehen, der Vertretern Nordkoreas die Hand schüttelte. Die Miene des Ex-Präsidenten hellte sich erst auf, als ihm ein Mädchen Blumen überreichte.
Ein Sprecher der nordkoreanischen Arbeiterpartei sprach von einem "humanitären Ereignis" zur Freilassung der beiden Amerikanerinnen.
Atomgespräche seit April unterbrochen
Bereits im April hatte Nordkorea seinen unwiderruflichen Rückzug von den seit 2003 laufenden Gesprächen über den Abbau seines Atomwaffenprogramms erklärt. Das kommunistische Land reagierte damit auf die Verurteilung des Starts einer nordkoreanischen Langstreckenrakete durch den Weltsicherheitsrat. An den Gesprächen waren außer Nordkorea und den USA auch China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt.
Ähnlich wie Clinton hatte bereits 1994 Ex-Präsident Jimmy Carter nach Ende seiner Amtszeit Nordkorea besucht. Er hatte den damaligen Machthaber und Staatsgründer Kim Il Sung - Vater des heutigen Diktators Kim Jong Il - getroffen. Das Treffen hatte Nordkorea damals an den Verhandlungstisch zurückgeführt.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa/rts/AFP