Warnstreiks in ganz Deutschland Klinikärzte wollen mehr Geld
22.03.2010, 22:25 UhrIm Tarifstreit zwischen Klinikärzten und kommunalen Arbeitgebern ist eine schnelle Einigung nicht in Sicht. Die Ärzte-Gewerkschaft verlangt fünf Prozent mehr Gehalt und bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. Die Arbeitgeber halten dagegen: Deutsche Ärzte verdienten Spitzengehälter im europäischen Vergleich.
Mit bundesweiten Warnstreiks und einer Kundgebung in Köln haben Klinikärzte zur vierten Tarifrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund (MB) und Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) kamen am Montagabend zu Verhandlungen für die rund 55.000 Ärzte an kommunalen Kliniken in Köln zusammen.
Der MB verlangt fünf Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. Die Arbeitgeber halten das für unerfüllbar. Sie wollen sich an der Tarifeinigung für den öffentlichen Dienst orientieren, die ein Plus von insgesamt 2,3 Prozent bis 2011 vorsieht. Sollte es nicht bald eine Einigung geben, droht der Marburger Bund mit einer Urabstimmung über einen Streik.
Beide Parteien sagten zu Verhandlungsbeginn, sie rechneten nicht mit einer schnellen Einigung. Auf jeden Fall werde am Dienstag weiterverhandelt. Bundesweit hatten vor den Tarifgesprächen mehrere tausend Ärzte in über 100 kommunalen Krankenhäusern an der Protestaktion teilgenommen. Auf die Patienten hatten die Warnstreiks aber laut MB keine größeren Auswirkungen. "Nur in Einzelfällen wurden planbare Operationen verschoben, die Notfallversorgung war überall gewährleistet", erklärte ein Sprecher.
"Kein Nachtdienst zum Billiglohn"
Zuvor waren der Gewerkschaft zufolge 1200 Mediziner aus mehreren Bundesländern zur zentralen Kundgebung an den Rhein gekommen. In weißen Kitteln und mit Trillerpfeifen zogen sie am Verhandlungsort in der Innenstadt vorbei. Auf Plakaten hieß es: "Arzt sein - Vom Traum- Job zum Job-Trauma" oder: "Kein Nachtdienst zum Billiglohn".
Der Vorsitzende der Ärzteorganisation Hartmannbund, Kuno Winn, forderte bessere Arbeitsbedingungen für Mediziner. "Es nützt nichts, auf der einen Seite über fehlende Ärzte an den Häusern zu lamentieren und sich auf der anderen Seite den dringend notwendigen Verbesserungen im Arbeitsalltag der Ärzte zu verweigern", hieß es in einer Mitteilung. Winn beklagte Arbeitsüberlastung, Unterbezahlung von Bereitschaftsdiensten und Ungleichbehandlung von Teilzeitkräften. Diese Bedingungen seien nicht geeignet, die Attraktivität des Arztberufes zu steigern.
Urabstimmung möglich
"Wir erwarten Bewegung bei den Arbeitgebern", sagte MB-Chef Rudolf Henke. "Wenn es keine Annäherung gibt, schließen wir eine Urabstimmung nicht aus." Schon jetzt seien 5000 Arztstellen unbesetzt, weil schlechte Bedingungen junge Ärzte abschreckten. Nach MB-Angaben gibt es in Deutschland etwa 800 kommunale Kliniken, rund 100 davon haben aber einen eigenen Haustarifvertrag.
Die VKA weist die Forderungen der Ärzte-Gewerkschaft zurück. Die deutschen Ärzte verdienten ohnehin schon Spitzengehälter im europäischen Vergleich, sagte VKA-Verhandlungsführer Joachim Finkenburg. Bei den Bereitschaftdiensten habe es in den vergangenen Jahren schon "Gehaltsanpassungen" gegeben.
Quelle: ntv.de, dpa/rts