Politik

Rettungsanker Bürgschaft Klubs fürchten Kirch-Pleite

In der Bundesliga geht die Angst vor einer möglichen Kirch-Pleite um. Entfallen die jährlich 375 Mio. Euro für die Bundesliga-Übertragungsrechte bis 2004, wird es für viele der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga eng. Nun wollen Bund und Länder den von TV-Geldern abhängigen Fußball-Klubs im Falle eines Falles mit Ausfall-Bürgschaften unter die Arme greifen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Deutsche Fußball Liga (DFL) bestätigten am Donnerstag entsprechende Gespräche. Der DFL zufolge geht es um eine Bürgschaft von rund 200 Mio. Euro.

Die Vereine könnten dann - gesichert durch diese staatlichen Garantien - Überbrückungskredite aufnehmen. Gedacht ist dabei vor allem an kleinere Klubs. Wenn es darum geht, dass der Ball weiterrollt, sei er als Fußball-Fan zu fast allem bereit, sagte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering zu der Möglichkeit staatlicher Bürgschaften. Da habe er "keine Hemmungen".

Ex-Werder-Manager Lemke sieht das anders

Bremens Bildungssenator Willi Lemke (SPD) übte scharfe Kritik an diesen Überlegungen. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme in Deutschland darüber nachzudenken, Fußball über Steuergelder zu finanzieren, halte er "für einen politischen Skandal ", sagte der frühere Manager von Werder Bremen im Deutschlandfunk. NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) wies die Kritik zurück. Mit den Bürgschaften sollten lediglich Kredite abgesichert werden, die die Vereine schließlich selbst aufnehmen müssten. Seiner Meinung nach steht der gesamte Fußballsport ohne die Hilfe der öffentlichen Hand möglicherweise vor dem Aus.

Uneingeschränkte Zustimmung erhielt Clement allerdings nur aus Hessen, der DFL, einigen Clubs und der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV). Mindestens fünf Bundesländer lehnen Hilfen ab: Bremen, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein.

Keine Solidarität der Großen

FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge rechnet im Falle einer Insolvenz der Kirch-Gruppe nicht mit dauerhaften Problemen für die Bundesliga-Klubs. Mögliche Liquiditätsprobleme einiger Klubs wären nur "kurzfristige Irritationen". Zugleich dämpfte Rummenigge die Hoffnung, dass der FC Bayern den kleinen Vereinen helfen könnte.

Es geht auch anders

Fußball-Profi Stefan Beinlich von Hertha BSC hält angesichts des drohenden Konkurses der Kirch-Gruppe Gehaltskürzungen für notwendig. "Die Gehaltsspirale ist doch längst überdreht. So kann es nicht weitergehen", sagte Beinlich der Berliner Zeitung "Der Tagesspiegel" (Freitagausgabe). Ohne das Geld des Medienunternehmers könnte es für die Profifußballer künftig Gehaltseinbußen geben.

Beinlich, einer der bestverdienenden Spieler beim Berliner Bundesligisten, bekennt: "Die jetzige Situation sorgt schon für Unruhe." Beinlichs Vertrag bei Hertha läuft noch bis Ende der nächsten Saison. Bis dahin sind seine Bezüge vertraglich geregelt. Bei einer Vertragsverlängerung würde er "über Einbußen mit sich reden lassen."

Per Fußball-Euro bald wieder in der 1. Reihe?

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" erwägen Politik und Bundesliga, die ARD als neuen Fernsehpartner für den Profi-Fußball zu gewinnen. Der öffentlich-rechtliche, gebührenfinanzierte Senders könnte den Großteil der Kirch-Zahlungen übernehmen. Dafür könnten möglicherweise die Gebühren um einen "Fußball-Euro" erhöht werden.

Unterdessen wurde in Frankfurter Bankenkreisen für Freitag mit einem Insolvenzantrag der mit mindestens 6,5 Mrd. Euro verschuldeten Kirch-Gruppe gerechnet.

Quelle: ntv.de

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