
Von den Hügel auf dem Gebiet der Türkei aus konnte man die Kämpfe in Kobane beobachten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Militärisch ist die Befreiung Kobanes kein entscheidender Schritt im Kampf gegen den IS. Dennoch kann der Erfolg der Kurden auch einen Einfluss auf Islamisten hierzulande haben.
Es ist nur eine Stadt im Kurdengebiet Syriens, um die es hier geht, aber sie ist ein Symbol. Kobane, auch Ain al-Arab genannt, liegt an der Grenze zur Türkei. Dort saßen wochenlang Anwohner und Journalisten auf den Hügeln und beobachteten den Krieg des Islamischen Staates mit bloßem Auge, hörten die Schüsse und Explosionen mit ihren eigenen Ohren. Die Eroberung weiter Teile Syriens und des Iraks war nirgends so sichtbar wie in Kobane. Aus der ganzen Welt konnte man verfolgen, wie die Stadt Meter für Meter vom IS eingenommen wurde.
In den vergangenen Monaten gingen die Meldungen dann in eine andere Richtung: Die kurdischen Kämpfer holten sich die Stadt zurück. Und nun bestätigen Kämpfer aus Kobane sogar, dass sie den gesamten Ort kontrollieren.
Kobane ist nicht der erste Verlust des IS und hoffentlich nicht der letzte. Aber im Großen und Ganzen besteht der Terrorstaat noch immer in den Grenzen, die er schon hatte, als sich die USA zum Gegenschlag entschieden. Nur 700 Quadratkilometer wurden zurückerobert, 55.000 hat der IS noch. Dieser Umstand überdeckt bislang die Erfolge: 200 Öl- und Gasanlagen des IS und jeden zweiten wichtigen Kommandoposten habe die Allianz zerstört, sagte US-Außenminister John Kerry in der vergangenen Woche. Der IS ist noch groß, aber auch schwächer.
Dass es nun auch in Kobane sichtbare Fortschritte gibt, ist militärisch wahrscheinlich nicht entscheidend. Aber weil die Stadt unter so genauer Beobachtung stand, findet auch ihre Befreiung besondere Aufmerksamkeit. Und das ist gut, denn auch Symbole spielen eine wichtige Rolle. "Es geht darum, den Mythos der Unbesiegbarkeit des IS zu brechen", sagte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor zwei Wochen bei ihrem Besuch in Bagdad. Dieser Mythos hat dem IS einen Zulauf an Kämpfern aus aller Welt beschert und auch bei Jugendlichen in Deutschland Faszination ausgelöst. "Je erfolgreicher der IS ist, desto attraktiver ist er für junge Menschen", so von der Leyen. Mit dem Erfolg schwindet nun hoffentlich auch die Attraktivität.
Quelle: ntv.de