Politik

Zentralrat bleibt Feier fern Köhler: Solidarität mit Juden

Bundespräsident Horst Köhler hat angesichts zunehmender antisemitischer Angriffe zur Solidarität mit den in Deutschland lebenden Juden aufgerufen. "Stellen wir uns an die Seite unserer jüdischen Landsleute", sagte Köhler in der Feierstunde des Bundestages zum Holocaust-Gedenktag. "Wer sie angreift, greift uns alle an." Für Irritationen sorgte das Fernbleiben des Zentralrates der Juden von der Gedenkfeier.

Es dürfe nicht zugelassen werden, "dass Holocaust-Leugner und Extremisten aller Art in unserem Land Beifall oder auch nur Verständnis finden", sagte Köhler. "Treten wir solchen Leuten entschieden entgegen." Es sei ein Geschenk, dass in Deutschland wieder jüdisches Leben blühe. "Aber dass die Orte jüdischen Lebens von der Polizei vor alten und neuen Extremisten geschützt werden müssen, das ist eine Schande."

Zugleich warnte der Bundespräsident die Deutschen davor, die Erinnerung an den Nationalsozialismus zu vernachlässigen. "Wer sich der eigenen Vergangenheit nicht stellt, dem fehlt das Fundament für die Zukunft." Die Auseinandersetzung mit dem Naziregime und seinen Verbrechen stehe zwar in den Lehrplänen aller Schulen. Aber Untersuchungen zeigten immer wieder, "dass es mit dem Geschichtswissen bei unseren jungen Leuten nicht zum Besten steht".

"Wir bleiben sensibel"

Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rief dazu auf, die Erinnerung an den Nationalsozialismus insbesondere anhand von Einzelschicksalen wach zu halten. "Als Zeugen der Geschichte unseres Landes bleiben wir sensibel für alle Entwicklungen, die Demokratie und Menschenrechte gefährden", sagte er in der Gedenkstunde.

Die Abwesenheit des Zentralrats der Juden in Deutschland begründete sein Generalsekretär Stephan Kramer damit, dass in der Vergangenheit die Vertreter seiner Organisation kein einziges Mal begrüßt worden seien. "Es mutet schon ein wenig bitter an, dass die Überlebenden an der Spitze dieser Spitzenverbände nur als Zaungäste betrachtet werden", sagte er.

Der Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. 1996 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Tag zum nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 erklärten die Vereinten Nationen diesen Tag zum internationalen Holocaust-Gedenktag.

Quelle: ntv.de

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