Gibt die Uni das Verfahren ab? Kommission berät über Schavan
17.10.2012, 08:06 Uhr
Kann Schavan ihre Kritiker überzeugen?
(Foto: dpa)
Die Unionsfraktion im Bundestag unterstützt die wegen ihrer Doktorarbeit in der Kritik stehende Bildungsministerin Schavan. CDU/CSU nehmen die Uni Düsseldorf hart ins Gericht und werden dabei von zahlreichen Wissenschaftlern unterstützt. Der Promotionsausschuss der Universität berät heute über die Plagiatsvorwürfe.
Der Unionspolitiker Volker Kauder hat die Düsseldorfer Universität wegen ihres Umgangs mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan in der Plagiatsaffäre scharf kritisiert. Er sei entsetzt, wie die Hochschule das Verfahren führe, sagte der Chef der Unionsfraktion im Bundestag der "Mitteldeutschen Zeitung". "Die Art und Weise, in der mit Frau Schavan umgegangen wird, ist ein Armutszeugnis für eine deutsche Universität." Kauder forderte neue Gutachter und ein ordnungsgemäßes Verfahren.
Uni berät über die Vorwürfe
Die Promotionskommission der Universität will heute Nachmittag auf der Grundlage eines Berichts des Kommissionsvorsitzenden Stefan Rohrbacher über die Vorwürfe beraten. Schavan könnte dann um eine Stellungnahme gebeten werden. Erst danach will die Universität darüber beraten, ob weitere Expertise einzuholen ist. Wann die Kommission ihre Beratungen abschließen wird, ist noch nicht absehbar.
In dem kürzlich vorab bekannt gewordenen Gutachten ist von einer "leitenden Täuschungsabsicht" der Ministerin die Rede. Die Ministerin bestreitet die Vorwürfe. Auch Wissenschaftler haben die Hochschule wegen ihres Vorgehens kritisiert. Diese stellte wegen des Verdachts auf Weitergabe vertraulicher Informationen Strafanzeige gegen Unbekannt.
Verfahren an Dritte abgeben
Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, forderte die Universität Düsseldorf dazu auf, das Verfahren "im Interesse der Sache und in Anbetracht des bereits entstandenen Schadens" an externe Stellen abzugeben. Möglich sei etwa ein "Gremium unabhängiger Kollegen aus der Wissenschaft" wie zum Beispiel große Forschungseinrichtungen, sagte er der "Berliner Morgenpost"
Das Verfahren der Universität bezeichnete Olbertz "in seiner Beiläufigkeit schlicht unsäglich". Es sei anzunehmen, dass der Bericht absichtlich vorab an die Öffentlichkeit lanciert worden sei und somit ein politisches Interesse bestehe. "Gerade, wenn es um die Überprüfung guter wissenschaftlicher Praxis geht, muss aber auch das Verfahren guter wissenschaftlicher Praxis entsprechen", sagte der HU-Präsident.
Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte dem "Hamburger Abendblatt", Schavan könne ihr Amt angesichts der Vorwürfe "nicht mehr unbelastet ausüben". Politiker müssen wissen, dass sie als Vorbilder betrachtet würden. Das vorab bekannt gewordene Gutachten wecke aber Zweifel an ihrer Legitimation als Ministerin für Bildung und Wissenschaft.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP