Politik

Auf deutschen Dächern Konkurrenz für Schlotfeger

Das gut 70 Jahre alte Monopol der Schornsteinfeger wird gelockert: Nach jahrelangem Streit beschloss der Bundestag eine Reform des Schornsteinfegerwesens aus dem Jahr 1935. Damit bekommen die rund 20.000 Schlotfeger in Deutschland erstmals Konkurrenz. Bislang beherrschten sie ihren einmal erhaltenen Kehrbezirk bis zur Rente.

Die EU-Kommission hatte 2003 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Das alte Schornsteinfegergesetz verstoße gegen den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr, weil ausländische Schornsteinfeger auf deutschen Dächern nicht kehren dürften, kritisierte Brüssel. Nun können auch Kaminkehrer aus Polen, Österreich oder Frankreich in Deutschland arbeiten.

Laut Gesetz sollen freiwerdende Bezirke alle sieben Jahre neu ausgeschrieben werden. Es gibt aber Übergangsfristen. An den Kehrbezirken selbst rüttelt die Koalition nicht. Wegen des Brand- und Umweltschutzes müsse weiterhin durch einen Schornsteinfeger kontrolliert werden, ob die Eigentümer ihre Pflichten erfüllen.

Stärker geöffnet wird der bislang abgeschottete Markt für Sanitär- und Heizungsbetriebe. "Sie können sich nach Ablauf der Übergangsfrist und dem Erwerb der entsprechenden Qualifikation auch mit dem Schornsteinfegerhandwerk selbstständig machen", teilte das Wirtschaftsministerium mit.

Neu ist, dass jeder Haus- und Wohnungseigentümer freie Hand hat, welchen Schlotfeger er mit der Wartung von Ofen oder Kamin beauftragt. In einem Internet-Register können die Verbraucher schauen, welcher Betrieb prüfen, messen und kehren darf.

Verschärft werden die Prüfintervalle zur "Feuerstättenschau". Sie findet im Schnitt alle dreieinhalb statt bisher alle fünf Jahre statt. Der Bundesrat soll im September der Neufassung des Schornsteinfegerwesens zustimmen.

Schornsteinfeger als Klimawächter


Beim Klimaschutz will die Bundesregierung die Position der Schornsteinfeger aufwerten. Sie sollen zusätzlich überwachen, ob die von 2009 an geltenden strengeren Energiespar-Vorgaben eingehalten werden. Bei Neubauten und Sanierungen muss der Energieverbrauch um 30 Prozent reduziert werden. Dies kann vor allem durch eine bessere Wärmedämmung und moderne Heizungsanlagen erreicht werden.

Der FDP, Hausbesitzern und Verbraucherschützern geht die Reform nicht weit genug. Es bleibe bei überflüssigen Doppelmessungen von Handwerkern und Schornsteinfegern. Der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Lutz Freitag, sagte, es gebe ein undurchschaubares System mit zu vielen Vorschriften und ständig steigenden Gebühren. "Das ist nicht verbraucherfreundlich."

Krisensicherer Job


Schornsteinfeger gilt sei Jahrzehnten als krisensicherer Beruf. Zwar musste ein Meister rund zwölf Jahre warten, bis ihm ein Kehrbezirk zugeteilt wurde. Danach bewegte er sich im konkurrenzlosen Raum mit festem Kundenstamm und garantierten Gebühren. Nur die Pflicht, im Kehrbezirk zu wohnen, deutscher Staatsangehöriger und Mitglied der Feuerwehr zu sein, sorgten für Einschränkungen.

Quelle: ntv.de

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