Kohle- und Atomkraft Kretschmann offen für Laufzeitverlängerung
07.03.2022, 19:16 Uhr
In Hinsicht auf die Windkraft spricht Kretschmann von einer "völligen Überbürokratisierung".
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach Bundeswirtschaftsminister Habeck und Bayerns Ministerpräsident Söder spricht nun auch dessen baden-württembergischer Amtskollege Kretschmann von möglichen Laufzeitverlängerungen für eigentlich besiegelte Energieformen. Noch ist es ein Konsens der Denkoffenheit.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigt sich angesichts der drohenden Energiekrise offen für eine Laufzeitverlängerung von Kohle- und Atomkraftwerken. Er sehe das wie Wirtschaftsminister Robert Habeck, sagte der Grünen-Politiker im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Es darf keine Denkverbote geben." Habeck hatte erwogen, Kohlekraftwerke länger als geplant laufen zu lassen. Ähnliche Überlegungen gibt es zu Atomkraftwerken, die eigentlich alle bis Ende 2022 vom Netz gehen sollen. "Wir müssen jetzt kurzfristig Lösungen finden", sagte Kretschmann, in dessen Bundesland derzeit noch das AKW Neckarwestheim in Betrieb ist.
Zuvor hatte sich schon Bayerns Ministerpräsident Markus Söder offen gezeigt, für einen befristeten Zeitraum wieder Atomenergie zu nutzen. "Wenn man sich unabhängiger machen will und trotzdem den Klimaschutz nicht völlig aufgeben will, dann ist die Kernenergie eine Option", hatte der CSU-Politiker gesagt. Konkret hält Söder etwa eine Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Isar 2 im niederbayerischen Essenbach für möglich. Dieses soll eigentlich ebenfalls Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Kretschmann betonte, dass mittelfristig jedoch kein Weg daran vorbeiführe, "dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter forcieren, um uns unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen". Dass der Ausbau der Windkraft schleppend läuft, liegt laut Kretschmann auch an falschen Regeln: "Wir sind völlig überbürokratisiert." Die Genehmigungszeiten von derzeit sieben Jahren will er "mindestens halbieren". Zugleich warnt er davor, dass der Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimaschutz nicht ohne Folgen für die Bürger bleibe: "Das geht nicht ohne Zumutungen. Ausgeschlossen." Aufgabe der Politik sei es, "gesellschaftliche Verwerfungen" zu vermeiden, die daraus entstehen.
Quelle: ntv.de, mpe