Armenien bereit zu Gesprächen Krieg erreicht Hauptstadt von Berg-Karabach
02.10.2020, 13:05 Uhr
Seit sechs Tagen herrschen heftige Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach.
(Foto: picture alliance/dpa)
Dem territorialen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien sind bislang fast 200 Menschen zum Opfer gefallen. Doch trotz zuletzt versöhnlicheren Tönen aus Armenien attackieren aserbaidschanische Truppen nach armenischen Angaben Stepanakert.
Die Hauptstadt von Berg-Karabach ist nach armenischen Angaben von Streitkräften Aserbaidschans beschossen worden. Bei den Angriffen auf Stepanakert seien mehrere Menschen verletzt worden, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Eriwan auf seiner Facebook-Seite. "Es gibt viele Verletzte in der Zivilbevölkerung, und die zivile Infrastruktur wurde beschädigt", schrieb Arzrun Owanissjan weiter. Welche Waffen bei den Angriffen zum Einsatz kamen, teilte er nicht mit.
Zuvor hatte sich Armenien offen für Waffenstillstands-Verhandlungen mit Aserbaidschan erklärt. Armenien stehe "bereit" für Gespräche innerhalb der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OSZE), teilte das Außenministerium in Eriwan mit. Bei den Gefechten wurden seit Sonntag fast 200 Menschen getötet, darunter 30 Zivilisten.
Wegen des wieder aufgeflammten Konflikts hatten sowohl Armenien als auch Aserbaidschan das Kriegsrecht verhängt. Die Nachbarstaaten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Auch am Freitagmorgen hielten die Gefechte an.
Am Donnerstag hatten Russlands Präsident Wladimir Putin, US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an die Beteiligten appelliert, die Kampfhandlungen einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Am Tag zuvor hatten beide Konfliktparteien internationale Vermittlungsangebote abgelehnt.
Die letzten Verhandlungen scheiterten
Die für Vermittlung im Berg-Karabach-Konflikt zuständige Minsk-Gruppe der OSZE wird seit 1992 zusammen von Russland, Frankreich und den USA geleitet. Die letzten groß angelegten Verhandlungen im Minsk-Format waren 2010 gescheitert. Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Die selbst ernannte Republik Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
In dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der südlichen Kaukasusregion eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen auch zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.
Quelle: ntv.de, jru/AFP