Politik

Streit um Flüchtlingspolitik Länder fordern mehr Geld und mehr Abschiebungen

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Ziel sei ein "solidarisches Verteilungssystem in Europa", heißt es in dem MPK-Beschluss.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach Ansicht der Länder macht sich der Bund bei den Kosten der Flüchtlingsunterbringung einen schlanken Fuß. Die Hilfen müssten sich mindestens verdreifachen. Kanzler Scholz reagiert reserviert.

Die Bundesländer beharren auf einer stärkeren finanziellen Beteiligung des Bundes bei der Versorgung von Flüchtlingen. Zum Abschluss ihres Treffens in Berlin forderten die Regierungschefs eine "deutlich über die bereits für 2023 zugesagten Mittel hinausgehende finanzielle Unterstützung". Insgesamt sei der Beitrag des Bundes "einfach zu niedrig", kritisierte Niedersachsens Regierungschef und Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, Stephan Weil.

Bund und Länder streiten seit längerem über die gerechte Aufteilung der Ausgaben für Geflüchtete. Die Bundesländer kritisieren, dass die Mittel angesichts des wachsenden Zuzugs von Menschen nicht ausreichten und der Bund seine finanzielle Unterstützung zurückgefahren habe. Es zeige sich, dass die Leistungen der Länder an die Kommunen "stark steigen, während die Zuweisungen des Bundes stark sinken", sagte Weil in Berlin.

Länder erwarten Kosten von 16 Milliarden Euro

Ihm zufolge rechnen die Länder in diesem Jahr mit Kosten von mehr als 16 Milliarden Euro für die Unterbringung Geflüchteter - nach Ausgaben von neun Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte, die Länder seien sich einig, dass "mehr Unterstützung vom Bund nottut". Er schloss sich Forderungen von Amtskollegen an, dass der Bund die Hälfte der Kosten übernehmen müsse.

Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte verhalten auf die Forderungen der Länder und verwies auf den zugesagten Beitrag des Bundes. "Der Bund hat den Ländern und Kommunen im vergangenen Jahr mehr als 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt - und in diesem Jahr noch einmal 2,75 Milliarden", sagte er im Bundestag.

Das Thema soll am 10. Mai bei einem Sondergipfel zur Flüchtlingslage von Scholz und den Ländern erneut auf den Tisch. Dann wollen die Länder auch über ein dauerhaftes Finanzierungsmodell sprechen. Die im vergangenen Jahr eingeführte Pauschalzahlung werde der Flüchtlingssituation "nicht gerecht", heißt es im MPK-Beschluss. Die Länder bekräftigten zudem ihre Forderung, dass der der Bund eigene Liegenschaften für die Unterbringung der Menschen zur Verfügung stellen müsse.

Kretschmer: Ende der freiwilligen Aufnahmeprogramme

Ferner dringen die Ministerpräsidenten auf mehr Abkommen mit anderen Staaten zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber. Die Bundesregierung dürfe nicht auf Initiativen der EU warten, sondern müsse von sich aus aktiv werden, sagte Weil der "Neuen Osnabrücker Zeitung". In der Bund-Länder-Runde am 10. Mai müsse es auch um die Frage, "wie kann es gelingen, dass weniger Menschen zu uns kommen, die am Ende des Tages kein Recht dazu haben".

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Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer forderte eine Begrenzung der Flüchtlingsaufnahme. Der Bund müsse "aufhören mit freiwilligen Aufnahmeprogrammen", sagte er der Funke-Mediengruppe. Ein solches Programm gibt es unter anderem im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei.

In dem MPK-Beschluss heißt es weiter, auf europäischer Ebene seien weitere Anstrengungen nötig, um die Kontrolle und den Schutz der EU-Außengrenzen wirksamer auszugestalten. Ziel müsse ein solidarisches Verteilungssystem in Europa sein. Thüringen erklärte in einer Protokollnotiz, die europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik müsse dringend so weiterentwickelt werden, dass eine legale und geordnete Migration möglich wäre, ohne Menschenleben zu gefährden.

Quelle: ntv.de, lar/jwu/AFP/dpa

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