Politik

Rebellen geben Stadtteil von Homs auf Lage in Syrien verschlimmert sich

Die wochenlange Belagerung ihrer Städte und der Wintereinbruch haben den Widerstand der Rebellen gebrochen.

Die wochenlange Belagerung ihrer Städte und der Wintereinbruch haben den Widerstand der Rebellen gebrochen.

(Foto: AP)

Dramatische Szenen spielen in Syriens Oppositionshochburg Homs ab: Nach wochenlangem Dauerbeschuss rücken Assads Truppen in das Rebellenviertel Baba Amro ein. Die Opposition ruft nach Waffen aus dem Ausland. Doch das ist bei den arabischen Nachbarn umstritten. Ab Freitag soll humanitäre Hilfe zugelassen sein.

Nach wochenlangen Kämpfen mit Rebellen haben die syrischen Regierungstruppen das Viertel Baba Amro in der Stadt Homs eingenommen. Aktivisten mit Kontakten zu den Kämpfern berichteten, nur noch wenige Rebellen seien in Baba Amro geblieben, um den "taktischen Rückzug" ihrer Kameraden vor Angriffen der Truppen von Staatschef Baschar al-Assad abzusichern.

Graffiti Idlib: "Die Menschen wollen Assad hängen sehen."

Graffiti Idlib: "Die Menschen wollen Assad hängen sehen."

(Foto: REUTERS)

Die Bevölkerung, die unter der wochenlangen Belagerung und den Kämpfen leidet, soll am Freitag Hilfe von außen bekommen. Der UN-Sicherheitsrat konnte sich unterdessen erstmals seit dem Beginn des Konfliktes in Syrien zu einer Erklärung durchringen.

Die Sicherheitskräfte Assads belagerten Baba Amro 26 Tage lang und beschossen das Viertel nach Berichten der Opposition erneut. Schneefall habe die Offensive verlangsamt, aber auch die Lage für die eingeschlossenen Zivilisten verschlimmert. Es fehlten Wasser, Nahrungsmittel, Treibstoff und Elektrizität, heißt es. Die Aktivisten forderten Hilfsorganisationen auf, den 4000 Bewohnern zu helfen, die in ihren zerstörten Häusern ausharrten.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz teilte mit, die syrischen Behörden hätten Helfern erlaubt, bereits am Freitag die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Bedürftige könnten auch in Sicherheit gebracht werden, sagte ein Sprecher in Genf.

Die Not der Menschen wird immer größer. Bei Wind, Wetter und der Gefahr einschlagender Granaten stehen sie nach Brot an.

Die Not der Menschen wird immer größer. Bei Wind, Wetter und der Gefahr einschlagender Granaten stehen sie nach Brot an.

(Foto: REUTERS)

Die Mitglieder des Sicherheitsrates forderten nach französischen Angaben die syrische Führung auf, der UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos unverzüglich die Einreise zu gestatten. Auch Helfer müssten zu bedürftigen Menschen in Syrien gelassen werden, hieß es in der Erklärung nach Angaben der französischen UN-Gesandtschaft. Das 15-köpfige Gremium – darunter Russland und China – beklagte zudem die sich verschlechternde Lage der Menschen in Syrien. Russland und China hatten im Sicherheitsrat Resolutionen zur Verurteilung von Staatschef Assad mit ihrem Veto verhindert.

Rebellen werden verfolgt

Die syrischen Rebellen warnten die Regierungstruppen vor Racheakten an der Bevölkerung. Das Regime sei für die Sicherheit der Zivilisten verantwortlich, hieß es in einer Erklärung. Ein Oppositioneller berichtete, die Soldaten seien nach dem Rückzug der meisten Rebellen aus allen Richtungen in Baba Amro eingerückt und verfolgten verbliebene Kämpfer. Mindestens 17 Rebellen seien getötet worden. Berichte aus Homs lassen sich nur schwer überprüfen, weil die syrische Regierung die Berichterstattung aus dem Land streng kontrolliert.

Auch Oppositionsangaben nicht bestätigt

Die syrische Opposition spricht nach wie vor nicht mit einer Stimme. Der Chef des Nationalrates, Burhan Ghaliun, kündigte zwar in Paris die Gründung eines Militärrates an, um den Widerstand gegen Assad besser zu koordinieren. "Wir werden wie ein Verteidigungsministerium sein", sagte er. Wenige Stunden nach der Ankündigung erklärte aber die Freie Syrische Armee, in der Deserteure und bewaffnete Zivilisten lose zusammengeschlossen sind, man sei an der Gründung des Militärrates nicht beteiligt gewesen. "Ich weiß nichts von den Zielen dieses Komitees", sagte Oberst Riad al-Asaad. Der Nationalrat, der eine Vereinigung von Oppositionellen ist, wurde von manchen Syrern kritisiert, weil er den Kampf gegen Assad nicht offen unterstützte.

Menschenrechtsrat verurteilt Assad

Assad ist international weitgehend isoliert: So zog Großbritannien alle Diplomaten aus dem Land ab, und die Schweiz schloss ihre Botschaft. Russland und China sowie Kuba stimmten aber gegen eine Resolution des UN-Menschenrechtsrates, in der das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Regierungsgegner verurteilt wird. In dem Beschluss wird der Regierung die systematische Verletzung von Menschenrechten vorgeworfen. Zudem warnte das Gremium in Genf davor, die Gewalt könne sich zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausweiten.

Um ein Ende der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen zu erreichen, will der russische Außenminister Sergej Lawrow in der kommenden Woche mit Vertretern der arabischen Golfstaaten zusammenkommen. In Riad sollten alle Aspekte des Konflikts erörtert werden, sagte ein kuwaitischer Parlamentarier.

Vor allem die Golfstaaten Saudi-Arabien und Katar fordern eine Bewaffnung der syrischen Rebellen. Die sunnitischen Machthaber sind zwar von den Aufständen in der arabischen Welt alarmiert. Doch sowohl die Regierungen als auch die Bevölkerungen in diesen Staaten stehen eher auf der Seite der sunnitischen Mehrheit in Syrien. Assad gehört der Minderheit der Alawiten an und hat wichtige Posten mit Angehörigen seiner Glaubensgruppe besetzt.       

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen