Dampf beim Klimaschutz Landen wird teurer
05.03.2007, 15:38 UhrIm Kampf gegen den Klimawandel erhöht die Bundesregierung den Druck auf die Wirtschaft. Nach der Autoindustrie und den Energieerzeugern muss nun auch die Reisebranche mit neuen Vorgaben rechnen. Die Landegebühren für Fluggesellschaften sollen künftig nach dem Schadstoffausstoß gestaffelt werden, kündigte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee am Montag in Berlin an. Umweltminister Sigmar Gabriel kritisierte Flugtickets zu Spottpreisen. Er sprach sich ebenso wie der Tourismusbeauftragte der Regierung, Ernst Hinsken, für eine Besteuerung des Flugbenzins aus.
Bei der Einführung emissionsbezogener Landegebühren plant Deutschland einen nationalen Alleingang. Tiefensee will nach Angaben seines Sprechers Dirk Inger Ende 2007 eine dreijährige Testphase starten, an der die Airlines auf freiwilliger Basis mitwirken können. Danach werde eine endgültige Regelung eingeführt. Der SPD-Politiker kündigte eine aufkommensneutrale Lösung an.
Laut Inger wird angestrebt, dass Fluggesellschaften für umweltschonendes Handeln mit "echten Kostenvorteilen" belohnt werden sollen. Zu erwarten sei, dass die Anbieter diesen Bonus an ihre Passagiere weitergäben. Konkurrenten mit veralteten, schadstoffreichen Flotten sollten stärker zur Kasse gebeten werden. Lufthansa und der Reisekonzern TUI zeigten sich offen für den Vorschlag und versprachen, daran konstruktiv mitzuwirken. Beide Unternehmen setzen relativ moderne Maschinen ein.
Überflüssige "Zick-Zack-Flüge" vermeiden
Tiefensee und Gabriel bekräftigten ihre Absicht, die Fluggesellschaften in den Emissionshandel einzubeziehen. Beide SPD-Politiker wollen sich zudem auf internationaler Ebene für eine Neuorganisation der Routen stark machen, um überflüssige "Zick-Zack-Flüge" zu vermeiden. "Das vermeidet täglich tausende Tonnen unnützer CO2-Emissionen", sagte Tiefensee der Zeitung "Die Welt". Gabriel unterstrich in der ARD: "Die Fluggesellschaften sollen merken, dass unnötige Flüge sie Geld kosten. Sie sollen natürlich auch dazu gezwungen werden, Sprit sparende Antriebstechniken zu entwickeln."
Gabriel stellte in Frage, ob Flüge von Deutschland nach Mallorca oder Barcelona für 99 Cent sein müssten. "Da kostet die Straßenbahn in Berlin mehr", betonte der Sozialdemokrat. Wie die Grünen warb er für eine Abschaffung der Steuerfreiheit für Flugbenzin. "Das muss allerdings europaweit kommen."
Hinsken äußerte sich ähnlich. Der Tourismusbeauftragte der Regierung schlug allerdings in der "Passauer Neue Presse" vor, dass sich die Bundesrepublik als EU-Ratspräsident für die Kerosinsteuer stark mache. Ihm seien keine entsprechenden Pläne bekannt, sagte dazu ein Sprecher des Finanzministeriums. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erklärte dem Sender N24, im Vergleich zur Bahn und zum Auto sei Fliegen viel zu billig, da Kerosin nicht besteuert werde.
Urlaub nur noch im Inland?
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Glos wies Appelle aus den Reihen von Grünen und SPD zurück, im Interesse des Klimaschutzes auf Fernreisen zu verzichten. Der CSU-Politiker erklärte, Urlaub nur noch in Deutschland sei keine Lösung, weil "wir nicht in der Lage wären, alle unterzubringen" und die CO2-Ersparnis gering wäre.
Der Deutsche Reiseverband nannte den Vorschlag, auf Flugreisen zu verzichten, Populismus. "Die Forderung, die Deutschen sollten nur noch im Inland Urlaub machen, ist so anmaßend wie realitätsfern", sagte Verbandspräsident Klaus Laepple.
Die Fluggesellschaften LTU, Lufthansa und Germanwings knüpften an eine Flugbenzinsteuer die Bedingung, dass sie weltweit eingeführt werden müsse, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Alltours-Chef Willi Verhuven sprach sich für eine Kerosinsteuer aus. Er sei der Meinung, "dass wir nicht für 19 oder 29 Euro unnötig die Umwelt belasten sollten", sagte er mit Blick auf Billig-Airlines.
Quelle: ntv.de