NS-Kriegsverbrecherprozess Lebenslange Haft gefordert
18.06.2009, 15:39 UhrIm Prozess gegen einen mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher vor dem Landgericht München hat die Staatsanwaltschaft für den 90-jährigen Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert.

Der ehemalige Kompanieführer des Gebirgspionier-Bataillons 818, Josef Sch. (l), mit seinem Anwalt Rainer Thesen (r).
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Staatsanwaltschaft warf Josef Sch. am Donnerstag in ihrem Plädoyer 14-fachen Mord in Tateinheit mit einem versuchten Mord vor. Die Nebenklage beantragte nach Gerichtsangaben ebenfalls eine Verurteilung wegen Mordes. Das Plädoyer der Verteidigung wird am Mittwoch kommender Woche erwartet.
Der 90-jährige Josef Sch. soll Ende Juni 1944 im italienischen Falzano di Cortona den Befehl zu Vergeltungsaktionen für einen Partisanenangriff gegeben haben. Dabei sollen deutsche Soldaten zunächst drei Männer und eine Frau erschossen haben. Anschließend sollen sie elf weitere Italiener in eine Scheune eingesperrt und die Scheune in die Luft gesprengt haben. Dabei kamen zehn Männer im Alter von 16 bis 66 Jahren ums Leben. Lediglich ein 15-Jähriger überlebte. Sch. hatte bereits zu Beginn des Verfahrens die Vorwürfe zurückgewiesen.
Auszeichnung für Engagement
Sch. lebte nach Kriegsende unbehelligt in Ottobrunn bei München. Dort saß er über Jahrzehnte im Gemeinderat, die Gemeinde verlieh ihm erst vor wenigen Jahren eine Auszeichnung für sein Engagement. Die Vorwürfe gegen Sch. waren erst durch den Fund neuer Akten in den 90er Jahren ans Licht gekommen. Ein italienisches Gericht verurteilte ihn im Jahr 2006 wegen der Vorwürfe in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.
Quelle: ntv.de, AFP