Vergleiche mit NS-Zeit Lehmann bedauert
07.03.2007, 17:26 UhrDer Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat die umstrittenen Vergleiche der NS-Zeit mit Israels Politik in den Palästinensergebieten bedauert. "Die Gefühle der Überlebenden der Shoa oder der jüdischen Bevölkerung in Israel zu verletzen, war zweifelsfrei niemandes Absicht", schrieb Kardinal Karl Lehmann in einem Antwortbrief an den Vorsitzenden der Gedenkstätte Yad Vashem, Avner Shalev.
Unabhängig von der Situation der Palästinenser gehe es nicht an, "heutige Problemlagen oder Situationen des Unrechts in irgendeiner Weise mit dem nationalsozialistischen Massenmord an den Juden in Verbindung zu bringen".
Dass eine Äußerung, die im Angesicht palästinensischen Leids auf das Warschauer Ghetto Bezug nahm, für Irritationen und Widerspruch gesorgt habe, "kann ich daher gut nachvollziehen". Lehmann betonte in seinem von der Bischofskonferenz veröffentlichten Schreiben: "Die deutschen Bischöfe sind und bleiben sich ihrer besonderen historischen Verantwortung bewusst. Wir wissen: Dies muss sich auch im sensiblen Umgang mit unseren Worten stets aufs Neue beweisen." Diesem Auftrag wollten die Bischöfe auch in Zukunft treu verbunden bleiben.
"Gefühl der Bedrängung"
Lehmann versuchte, die Gefühle der Bischöfe deutlich zu machen nach ihrem Besuch in Yad Vashem und der Fahrt in die Palästinensergebiete. Nicht wenige Bischöfe hätten, besonders im Schatten der Sicherheitszäune und Mauern in Bethlehem, "eine starke innere Anspannung angesichts der bedrückenden Situation" verspürt. "Dieses Gefühl der Bedrängung hat dann auch in einigen harten Äußerungen seinen Niederschlag gefunden, von denen einzelne sicherlich nicht angemessen waren."
Die Oberhirten aller 27 deutschen Bistümer hatten während einer einwöchigen Pilgerreise durchs Heilige Land unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem und auch Ramallah im Westjordanland besucht. Dort informierten sie sich über die von Israel errichtete Trennmauer entlang der Palästinensergebiete. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke soll laut Medienberichten gesagt haben: "Morgens in Jad Vaschem die Fotos vom unmenschlichen Warschauer Ghetto, abends fahren wir ins Ghetto in Ramallah. Da geht einem doch der Deckel hoch." Danach sagte Hanke, er habe damit "seine persönliche Betroffenheit artikuliert". Vergleiche zwischen dem Holocaust und der Situation in Palästina seien weder annehmbar noch beabsichtigt gewesen.
Neben Hanke hatten auch andere Bischöfe ihre Betroffenheit zum Ausdruck gebracht. Der Augsburger Bischof Walter Mixa soll angesichts der prekären Lage der Palästinenser von einer "Ghettoisierung" mit beinahe rassistischen Zügen gesprochen haben. Mixa sagte inzwischen, er habe seine Sorge über die Zukunft des Friedensprozesses geäußert, "und dass der Mauerbau zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten sowie die zahlreichen Siedlungsbauten aus der Sicht der palästinensischen Bevölkerung eine gewisse Provokation darstellen". Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat ein ihm zugeschriebenes Zitat - "So etwas macht man mit Tieren, nicht mit Menschen" - dementiert.
Quelle: ntv.de