Politik

Hillary vergeht das Lachen Letztes Wortgefecht?

Hillary Clinton ist das Lachen vergangen. Angespannt, hart, verbissen, zornig und oft ungeduldig hörte sie am Dienstag in Cleveland (Ohio) den Ausführungen ihres Kontrahenten Barack Obama zu. Keine Spur mehr von jenem Lächeln, das die Ex-First Lady noch in der vergangenen Woche dem schwarzen Senator vor laufenden Kameras in Texas immer mal wieder geschenkt hatte. Und auch keine Spur davon, dass sie sich "geehrt" fühlte, mit Obama an einem Tisch zu sitzen und mit ihm zu diskutieren, wie sie dies seinerzeit betont hatte. Im Gegenteil.

Im letzten TV-Duell sahen die US-Fernsehzuschauer ganz klar eine Hillary, aus der Verbitterung und zugleich Frustration sprach, Unverständnis darüber, dass sie, die einstmals schon fast sichere demokratische Präsidentschaftskandidatin, sich in einer derartigen Situation befindet: als "Underdog" im Rennen mit einem Kontrahenten, den sie doch für ein "Greenhorn" hält.

Obama überzeugt

Es war bereits die 20. Fernsehdebatte, bei der Clinton und Obama in diesem langen Vorwahlkampf aufeinandertrafen. Und es war die letzte vor den möglicherweise entscheidenden Abstimmungen am 4. März in Ohio und Texas, die Hillary auch nach Einschätzung ihres Ehemannes Bill unbedingt gewinnen muss - sonst ist es aus. War es die letzte Debatte überhaupt? Viele US-Medien sahen sich nach dem TV-Duell in der Vermutung bestärkt, dass es durchaus so gewesen sein könnte. Auch wenn sie Clinton bescheinigten, dass sie sich in der Sache durchaus nicht schlecht geschlagen habe, kürten sie doch Obama zum Sieger. Ihr Fazit: Wie schon in der vergangenen Woche in Texas gelang es der 60-Jährigen in der Debatte nicht, Obama einen Schlag zuzufügen, geschweige denn einen so vernichtenden, dass ihm dies die Dynamik nehmen könnte.

Nicht nur prallten alle Angriffe an ihm ab, er ließ sich auch kein einziges Mal aus der Fassung bringen. "Ihn so zu provozieren, dass er aus dem Gleichgewicht gerät, ist eine "Mission impossible"", schrieb die "Washington Post". Hinzu kam noch, dass Clintons Verärgerung über ihr Beißen auf Granit zusehends spürbarer wurde, was von Experten einmal mehr als Zeichen wachsender Verzweiflung gedeutet wurde. "Er wirkte lässig und selbstbewusst, wie ein Rollentausch", sagte ein Rundfunkkommentator. "Es war nicht so sehr das, was sie sagte, sondern hauptsächlich wie, ihr Stil. Hier sprach ein Verlierer."

"Klarer Fall von Persönlichkeitsspaltung"

Dabei war von vornherein klar, dass Clinton eine weitaus schwerere Aufgabe haben würde als Obama: Sie musste punkten, für ihn reichte es, keinen Fehler zu machen - was ihm gelang. Hinzu kam, dass die Medien schon im Vorfeld spöttisch die Frage aufgeworfen hatten, welche Hillary denn zum TV-Duell in Ohio auftauchen würde. In der Vergangenheit hatte sie immer wieder ihre Taktik geändert. Mal war sie bisswütig, angriffslustig wie eine Bulldogge, mal milde und staatserfahren, dann wieder aggressiv wie am vergangenen Wochenende, als sie angebliche Tatsachenverdrehungen durch ihren Rivalen mit einem "Schande über Sie, Obama" quittierte. Ein klarer Fall von Persönlichkeitsspaltung, witzelte ein CNN-Kommentator. Und als eine Clinton-Anhängerin empfahl, Hillary solle einfach sie selbst sein, antwortete ein MSNBC-Moderator, er wolle ja nicht zynisch sein, "aber welches Selbst?"

So nahmen denn alle Clinton aufs Korn - zusätzliches Wasser auf ihre Mühlen. Denn sie selbst sieht sich seit langem von den Medien schlecht behandelt, während Obama deren "Darling" sei. Ein Vorwurf, der nach Ansicht vieler unabhängiger Experten nicht völlig grundlos ist und die Politikerin in der Debatte bekräftigte. Eine unkluge Entscheidung: Denn auch das kam bei der allgemeinen Benotung ihres Auftritts nicht gut an. "Quengelig" und "kleinkariert" nannte ein TV-Kommentator ihre Beschwerde, während die "Washington Post" umgekehrt geradezu in Wonne über Obama als die "charismatischste Person seit Ronald Reagan" schwelgte und ihm bescheinigte, er habe Clinton im Stil "um 100 Meilen geschlagen". "The Winner takes it all", heißt es, der Sieger bekommt alles. Obama habe noch nicht gewonnen, beklagte sich ein Clinton-Anhänger am Mittwoch. "Aber schon jetzt wird ihm alles gegeben."

Von Gabriele Chwallek, dpa

Quelle: ntv.de

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