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Sandsäcke auf Dächern gestapelt London: Russen bereiten sich auf Kämpfe um Atomkraftwerk vor

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In Saporischschja gibt es insgesamt sechs Reaktoren. Diese Bilder sollen Verteidigungspositionen auf den Dächern zeigen.

In Saporischschja gibt es insgesamt sechs Reaktoren. Diese Bilder sollen Verteidigungspositionen auf den Dächern zeigen.

(Foto: Ministry of Defence / DigitalGlobe Inc.)

Sollten die ukrainischen Streitkräfte eine Offensive starten, könnten sie ziemlich schnell vor den Toren des Kernkraftwerks Saporischschja stehen. Das halten die Russen seit über einem Jahr besetzt - und bereiten sich vor Ort wohl auf ein solches Szenario vor.

Schon seit Monaten warnt die Internationale Atomenergiebehörde IAEA vor einer nuklearen Katastrophe am ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja. Wegen Kämpfen in der Nähe wurde bereits mehrfach die Notstromleitung gekappt, Dieselaggregate mussten einspringen, um die Kühlung aufrechtzuerhalten und Schlimmeres zu verhindern. Russische Streitkräfte halten das größte Atomkraftwerk Europas bereits seit März 2022 besetzt. Anscheinend rechnen sie damit, dass die Auseinandersetzungen in der Umgebung bald zunehmen könnten.

Laut britischem Geheimdienst zeigen Bilder aus dem März, wie die Kreml-Truppen Verteidigungsstellen aus Sandsäcken auf mehreren Reaktorgebäuden errichtet haben. Die Aufnahmen sollen der erste Hinweis darauf sein, "dass die eigentlichen Reaktorgebäude in die taktische Verteidigungsplanung einbezogen werden". Die Besatzer hätten diese Stellungen wahrscheinlich errichtet, weil sie sich zunehmend Sorgen über eine größere ukrainische Offensive machen.

Die russischen Verteidigungspositionen auf den Dächern könnten - sollten die Ukrainer versuchen, das Atomkraftwerk zu befreien - die Wahrscheinlichkeit von Schäden an den Sicherheitssystemen erhöhen. Laut London sind "katastrophale Schäden an den Reaktoren" jedoch bei den "meisten plausiblen Szenarien mit Infanteriewaffen" wegen der verstärkten Strukturen unwahrscheinlich.

Bereits im vergangenen Oktober sollen 600 ukrainische Elitekräfte versucht haben, die Anlage zurückzuerobern. Einem Bericht der "Times" zufolge fuhren ukrainische Truppen mit 30 Booten über den Dnipro, um zum Kernkraftwerk vorzurücken. Die Offensive scheiterte jedoch wegen des heftigen Beschusses durch die Russen.

"Deutliche Anzeichen für militärische Vorbereitungen"

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Die Internationale Atomenergiebehörde drängt seit Monaten auf die Einrichtung einer Sicherheitszone um das Atomkraftwerk, um die Gefahr eines Nuklearunfalls zu bannen. Auch IAEA-Experten wollen vor Ort Vorbereitungen der russischen Seite auf Kampfhandlungen wahrgenommen haben. Direktor Rafael Mariano Grossi teilte kürzlich mit: "Als ich vor gut drei Wochen das Kernkraftwerk Saporischschja besuchte, sah ich deutliche Anzeichen für militärische Vorbereitungen in diesem Gebiet. Seitdem haben unsere Experten vor Ort häufig über das Hören von Detonationen berichtet, die manchmal auf intensiven Beschuss unweit des Kraftwerks schließen lassen. Ich bin zutiefst besorgt über die Situation im Kraftwerk."

Zu den Risiken wegen der Kämpfe komme laut IAEA hinzu, dass die Anlage weiterhin auf die einzige noch funktionierende Stromleitung angewiesen ist, um den für die Kühlung der Reaktoren und andere wichtige Funktionen benötigten externen Strom zu erhalten. Vor dem Konflikt verfügte das Kernkraftwerk über vier externe Stromleitungen.

Quelle: ntv.de, rog

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