Politik

Alptraum für Parteitagsplaner McCains Problem mit Bush

Es ist der Alptraum jedes Partyplaners: Was tun mit einem unpopulären Verwandten auf einer Familien-Jubiläumsfeier? Monatelang haben die Choreographen des Nominierungskongresses der Republikaner Anfang September in Minneapolis/St. Paul (US-Bundesstaat Minnesota) über eine Lösung gegrübelt, die einerseits dem Jubilar gefällt und andererseits den Gast und dessen noch vorhandenes Fähnlein der Aufrechten nicht vor den Kopf stößt. Das Ergebnis: Der ungeliebte Onkel kommt gleich zu Anfang der Party und geht dann rasch wieder, vermutlich, bevor sich der Jubilar überhaupt blicken lässt. Damit würden auch Familienfotos verhindert, die beide Seite an Seite zeigen, vielleicht gar in einer - wenn auch gezwungenen - Umarmung. Solche Aufnahmen wären fatal.

Das Problem heißt George W. Bush. Seit sich John McCain entschlossen hat, nach seiner bitteren Vorwahlniederlage 2000 gegen den derzeitigen Amtsinhaber noch einmal sein Glück zu versuchen, übt sich der Bewerber in einem qualvollen Eiertanz um den scheidenden Präsidenten. McCain ist zerrissen zwischen zwei Notwendigkeiten. Er muss auf Abstand zu Bush gehen, denn eine zu große Nähe würde moderate und unabhängige Wähler abschrecken und genau auf sie ist McCain am 4. November angewiesen. Umgekehrt verprellt eine zu starke Distanzierung vom Präsidenten jene Basis-Republikaner, die Bush immer noch treu geblieben sind und die ohnehin Zweifel daran haben, dass McCain ein wahrer Konservativer ist.

McCain auf dem Minenfeld

Eine prekäre Lage für den über lange Jahre als "Freidenker" der Partei bekannten Senator aus Arizona, der sich Bush praktisch an den Hals werfen musste, um im Vorwahlkampf - insbesondere im Wettstreit mit Ex-Gouverneur Mitt Romney - den Zuschlag zu erhalten. "Ich unterstütze ihn (Bush), ich glaube an ihn", schwärmte McCain etwa 2007 in Iowa, und er hat sich mittlerweile auch für einige Bush- Maßnahmen erwärmt, die er einst kritisierte etwa Steuerkürzungen vor allem zugunsten der Betuchten. Diese Konzessionen an die konservative Basis kosteten ihren Preis: Sie sind Kanonenfutter für die Demokraten beim Argument, dass ein Sieg McCains schlicht eine Verlängerung der Bush-Amtszeit wäre.

McCain weiß, dass er sich auf einem Minenfeld bewegt. Nicht umsonst hat er sich erst zweimal mit Bush zusammen gezeigt, seit seine Spitzenkandidatur feststeht. Gemocht haben sich beide nie: "Time" bezeichnete sie einmal als "Frenemies" einer Zusammenziehung der Wörter "friends" (Freunde) und "enemies" (Feinde), Politiker mit einem gespannten Verhältnis, die manchmal aus der Not geboren Partner werden.

Widerwillige Unterstützung

Bis zum Vorwahlkampf 2000 hatten sich beide kaum gekannt. Dann starteten Bush-Mitstreiter nach McCains Erdrutschsieg in New Hampshire eine Schmutzkampagne, die in der Lüge gipfelte, McCain habe ein schwarzes uneheliches Kind. McCain verlor, unterstützte dann Bush widerwillig und provozierte ihn später als Parteirebell im Senat immer wieder. Erst vor der Wahl 2004 schlossen beide eine Art Waffenstillstand McCain nach Angaben aus seiner Umgebung schon mit dem Gedanken im Kopf, dass er für den Fall einer neuen Kandidatur 2008 sein Verhältnis zur Basis verbessern müsse.

Nun könnte Bush zum Mühlstein am Hals von McCain werden, ihn "indirekt zum zweiten Mal schlagen", zitiert "Time" einen Freund des Senators. McCain selbst umschifft das Thema. Auf die Frage, ob er Bush als Wahlkampfhelfer wolle, antwortete er einmal lächelnd, der volle Terminkalender des Präsidenten könnte das verhindern. Bush selbst sagt, er werde tun, was immer McCain von ihm wolle, "aber es geht ja nicht um mich".

Quelle: ntv.de, Gabriele Chwallek, dpa

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