Raketenangriff auf Odessa Medwedew: Selenskyj war kein Ziel - sonst hätten wir getroffen
07.03.2024, 17:05 Uhr Artikel anhören
"Es war wirklich weniger als 500 Meter von uns entfernt. Was war das?" Selenskyj und Mitsotakis (zweiter von rechts) zu Besuch in Odessa.
(Foto: IMAGO/Bestimage)
Galt der Angriff auf Odessa ihnen, wie es die Ukraine für möglich hält? Eine russische Rakete schlägt am Mittwoch in der Nähe des griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis und des ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein. Nun äußert sich der russische Hardliner Medwedew zu dem Vorfall.
Russland weist Spekulationen zurück, ein Raketenangriff auf die Hafenstadt Odessa am Mittwoch habe dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gegolten. Der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, sagt, es sei "für jeden" klar ersichtlich, dass es keinen geplanten Angriff auf Selenskyjs Fahrzeugkolonne gegeben habe.
Wenn dies beabsichtigt gewesen wäre, hätte Russland sein Ziel getroffen, sagt Medwedew. Der Ex-Präsident ist mittlerweile ein Hardliner und ein enger Vertrauter von Amtsinhaber Wladimir Putin.
Aus Selenskyjs Umfeld hatte es zuvor geheißen, der Raketenangriff auf Odessa könnte dem ukrainischen Präsidenten oder seinem Gast, dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, gegolten haben. Selenskyj und Mitsotakis informierten sich gerade über den ukrainischen Exportkorridor für Getreide, als die Rakete den Hafen am Schwarzen Meer traf.
"Es war wirklich weniger als 500 Meter von uns entfernt. Was war das?", sagt der hochrangige Berater Selenskyjs, Ihor Schowkwa, dem US-Nachrichtensender CNN. "Man kann nicht ausschließen, dass es der Delegation meines Präsidenten oder der Delegation des ausländischen Gastes gegolten hat." Bei dem Angriff starben nach Angaben des ukrainischen Militärs fünf Menschen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, ein Lager für ukrainische Marine-Drohnen ins Visier genommen und getroffen zu haben.
Es war in mehr als zwei Jahren des russischen Angriffskrieges das erste Mal, dass Selenskyj und ein ausländischer Gast derartig von russischem Beschuss betroffen waren. "Wir haben heute diesen Einschlag gesehen. Sie sehen, mit wem wir es zu tun haben. Ihnen ist völlig egal, wohin sie schießen", sagte Selenskyj. Die Ukraine brauche eine stärkere Luftverteidigung, betonte er einmal mehr.
Bei Biden wurde Moskau über Reise informiert
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die "niederträchtige Attacke". "Niemand lässt sich einschüchtern durch diesen neuen versuchten Terroranschlag - weder die zwei Staats- und Regierungschefs vor Ort noch das tapfere Volk der Ukraine", schrieb sie bei X. Von der Leyen ist während des Krieges selbst schon sechs Mal in die Ukraine gereist.
Im Fall der Reisen von der Leyens und des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Kiew im Februar 2023 ist bekannt, dass Russland vorab in Kenntnis gesetzt wurde. Auch für andere Besuche lässt sich vermuten, dass Moskau über diplomatische Kanäle informiert wird. Manche Gäste, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gebiet Tschernihiw, mussten wegen Luftalarms Schutzräume aufsuchen. Ernstere Zwischenfälle gab es aber bislang nicht. Allerdings musste Bundesaußenministerin Annalena Baerbock Ende Februar einen Besuch in der südukrainischen Stadt Mykolajiw abbrechen, weil eine russische Aufklärungsdrohne zeitweise ihrer Delegation folgte.
Die Reisen Selenskyjs im Land wie auch ausländischer Besuch in der Ukraine werden aus Sicherheitsgründen üblicherweise nicht öffentlich angekündigt. Meist reisen die Gäste mit der Bahn an - nach Angaben der ukrainischen Eisenbahn sind seit Kriegsbeginn mehr als 700 diplomatische Delegationen mit dem Zug in die Ukraine gebracht worden.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts