Mit Hilfe mysteriöser Stiftung Medwedew soll britische Luxus-Jacht erworben haben
03.12.2024, 17:54 Uhr Artikel anhören
Will Großbritannien vernichten, steht aber auch britische Jachten: Dmitri Medwedew.
(Foto: picture alliance/dpa/POOL)
Russlands Ex-Präsident Medwedew ist einer der lautesten Hetzer gegen den Westen. Nun soll er sich eine neue Luxus-Jacht zugelegt haben - ausgerechnet bei den verfeindeten Briten. Mit seinem Aufruf, die "verdammte Insel der angelsächsischen Hunde" zu versenken, passt das nicht ganz zusammen.
Dmitri Medwedew, ehemaliger Kreml-Chef und derzeitiger stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates Russlands, macht vor allem mit apokalyptischen Drohungen gegen den Westen Schlagzeilen. Berüchtigt sind seine verbalen Angriffe auf die NATO-Staaten, insbesondere auf Großbritannien. Doch nach Recherchen des exilrussischen Investigativmediums "The Insider" mit Redaktion im lettischen Riga scheint sich seine Abneigung gegen den Westen nicht auf britische Luxusgüter zu beziehen.
Einem "Insider"-Bericht zufolge sollen Vertraute Medwedews im Mai aus dem verfeindeten Großbritannien eine Luxusjacht importiert haben. Das Boot namens "Hurry Up", gebaut von der renommierten Werft Princess Yachts in Plymouth, wurde demnach für rund 4,3 Millionen US-Dollar (umgerechnet 4,1 Millionen Euro) gekauft und nach Russland geliefert.
Dabei hatte der russische Politiker erst im Oktober über seinen Telegram-Kanal gefordert, die "verdammte Insel der angelsächsischen Hunde" zu "versenken". Und bereits einen Monat zuvor hatte er sich ähnlich geäußert. Die britische Insel werde "wahrscheinlich in ein paar Jahren untergehen", schrieb Medwedew Mitte September auf X: "Unsere Hyperschallraketen werden dabei helfen, wenn nötig".
Fragwürdige Stiftung
Laut Zolldokumenten, die dem "Insider" vorliegen sollen, wurde die Jacht an den Nationalen Fonds zur Unterstützung der maritimen Programme Russlands geliefert. Über diese Organisation ist wenig bekannt. Die mysteriöse Stiftung habe im Jahr 2023 Spenden in Höhe von umgerechnet mehr als 20 Millionen Euro erhalten, schreibt "The Insider" unter Berufung auf nicht näher genannte Finanzberichte. Im Internet konnte das "Insider"-Team allerdings nur eine einzige nennenswerte Erwähnung ihrer Arbeit finden. In einem Bericht des kremlfreundlichen Portals "kherson-news.ru" war von einer Lieferung von Bootsmotoren, Kajaks und Rettungsausrüstung an einen Jugend-Marineklub in Cherson, einer von Russland besetzten Region der Ukraine, die Rede.
Die Stiftung wird laut "Insider" von einem gewissen Dmitri Ustratow geleitet, der gleichzeitig Geschäftsführer einer anderen Firma ist, die von Medwedews altem Studienkollegen Ilja Jelissejew kontrolliert wird. Jelissejew ist seinerseits Aufsichtsratsmitglied der Stiftung. Gleichzeitig gilt er seit Langem als zentrale Figur bei der Verwaltung von Medwedews Vermögen. Da diese Personen so eng mit dem ehemaligen Präsidenten verbunden sind, kam "The Insider" zu dem Schluss, dass die Jacht für ihn bestimmt war.
Zweite Luxus-Jacht in zwei Jahren
Die "Hurry Up" ist nicht die einzige Jacht, die Medwedew seit Beginn des Ukraine-Krieges - trotz umfassender Sanktionen des Westens - erworben haben soll. Bereits 2023 wurde eine 29 Meter lange Jacht mit dem Namen "GV", die in der italienischen Werft Monte Carlo Yachts gebaut wurde und rund fünf Millionen US-Dollar gekostet haben soll, nach Russland eingeführt. Laut Zollunterlagen war der Kapitän Anatoli Naumow als Empfänger eingetragen. Doch als Journalisten des unabhängigen Mediums "Werstka" ihn anriefen und sich als Zollbeamte ausgaben, gab Naumow zu, dass das Schiff für Medwedew bestimmt sei.
Während Medwedew den Westen öffentlich verteufelt, genießt er offensichtlich weiterhin die Vorzüge westlicher Luxusgüter. Sollte Großbritannien "untergehen", wie es sich der ehemalige Kreml-Chef wünscht, wäre es für ihn wohl vorbei mit britischen Prestigeobjekten - ein Umstand, der nicht so recht zu seiner Vorliebe für exklusive Jachten passen will.
Quelle: ntv.de, uzh