200.000 Menschen in Lagern inhaftiert Mehr Flüchtlinge aus Nordkorea
20.10.2011, 06:56 Uhr
Kinder in Rason im äußersten Nordosten Nordkoreas.
(Foto: AP)
Hunger, politischer Terror und berüchtigte Gefangenenlager: Immer mehr Menschen verlassen das stalinistisch regierte Nordkorea. Das Problem: Um in ein sicheres Land zu gelangen, müssen sie oft mehrere Grenzen überwinden. Das nordkoreanische Regime kann derweil die eigene Bevölkerung nicht ernähren. 200.000 Menschen sollen in Lagern sitzen.
Immer mehr Menschen fliehen nach Angaben der Vereinten Nationen aus dem abgeschotteten Nordkorea. Während im Jahr 2004 noch 40 Menschen aus der stalinistisch regierten Republik in Thailand Asyl suchten, seien es im vergangenen Jahr schon 2482 gewesen, sagte UN-Sonderberichterstatter Marzuki Darusman in New York. Zwischen Januar und April dieses Jahres seien es bereits 870 Asylsuchende gewesen.
Nordkorea hat, abgesehen zu einem kurzen Stück zu Russland und der streng bewachten Demarkationslinie zum Erzfeind Südkorea, nur eine Grenze zu China. Laut Darisman müssen sich die Flüchtlinge durch mehrere Länder durchschlagen und gleich mehrere Grenzen überwinden. Thailand sei eines der wenigen Länder, das die Flüchtlinge aufnehme und sie auch registriere. Deshalb müsse mit einer hohen Dunkelziffer in anderen Ländern gerechnet werden. Er sei sehr besorgt wegen der Entwicklung, sagte der Indonesier.
Hunger ist das größte Problem
Nordkoreas größtes Problem sei der Hunger. Trotz internationaler Hilfe werde die Nahrung immer knapper, zudem verschärfe der anbrechende Winter die Situation. Nach den verfügbaren Informationen reichten die Zuteilungen durch die Behörden nicht einmal aus, um die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs von 68 Prozent der Bevölkerung des 16-Millionen-Einwohner-Landes zu decken, sagte Darusman.
Nordkorea sei zudem das einzige Land in Asien und dem pazifischen Raum, das bei gleich drei der von den UN für 2015 definierten Millenniumsziele nicht vorankomme. So gebe es kaum Fortschritte beim Kampf gegen Kinder- und Müttersterblichkeit und gegen Krankheiten.
200.000 Menschen in Lagern
Trotz internationaler Proteste gebe es in dem Land noch immer Gefangenenlager - einige seit 60 Jahren. Die Zahl der Festgehaltenen werde auf bis zu 200.000 geschätzt. Genau könne das aber nicht gesagt werden, weil die Medien unter strenger staatlicher Kontrolle stünden und ausländische Beobachter nicht zugelassen würden.
Satellitenaufnahmen der Lager zeigten aber, dass diese in den vergangenen zehn Jahren deutlich größer geworden seien, heißt es in dem UN-Bericht. In einigen Lagern seien die Menschen nur deshalb inhaftiert, weil sie Angehörige von anderen Gefangenen seien. Darusman forderte die nordkoreanischen Behörden auf, "die politischen Gefangenen schnell freizulassen".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP