Benvenuto in Triest Merkel bei Berlusconi
18.11.2008, 14:29 UhrBundeskanzlerin Angela Merkel ist zu Regierungskonsultationen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Triest zusammengetroffen. Berlusconi empfing die Kanzlerin zu ihrem ersten bilateralen Gipfel mit militärischen Ehren. An den Beratungen nehmen auch die Minister für Wirtschaft, Finanzen und Verkehr beider Länder teil.
Drei Tage nach dem Weltfinanztreffen in Washington ist die Finanz- und Wirtschaftskrise auch ein gewichtiges Thema auf der Tagesordnung der beiden Regierungschefs. Berlusconi übernimmt im kommenden Jahr die Präsidentschaft des Clubs der führenden Industriestaaten (G8).
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier besuchte als Zeichen der Versöhnung zu Beginn der deutsch-italienischen Gespräche das ehemalige Konzentrationslager Risiera di San Sabba nahe der nordostitalienischen Stadt. Auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es zwischen Deutschland und Italien Streit über Entschädigungsansprüche von Opfern der Nazi-Zeit.
Gedenken an Nazi-Opfer
Steinmeier gedachte mit einer Kranzniederlegung und einer Ansprache der Nazi-Opfer auf italienischem Boden. Zusammen mit seinem italienischen Kollegen Franco Frattini sprach Steinmeier auch mit Angehörigen der Opfer. Nichts verkörpere die deutsche Schande mehr als das System der Konzentrations- und Vernichtungslager, sagte Steinmeier in der Gedenkstätte des einzigen früheren KZ auf italienischem Boden. Historiker beider Länder sollen jetzt dazu beitragen, mit einer Aufarbeitung eine "gemeinsame Erinnerungskultur" zu schaffen.
Streit um Wiedergutmachung
Im Streit um neue Entschädigungsansprüche Italiens wegen Nazi-Unrecht hatte die Bundesregierung Anfang November angekündigt, den Internationalen Gerichtshof in Den Haag anzurufen. Berlin will damit auf die Entscheidung des obersten italienischen Gerichtshofs vom Oktober reagieren. Dieser hatte entschieden, dass Deutschland etwa eine Million Euro Entschädigung wegen eines Massakers der Wehrmacht im toskanischen Civitella im Juni 1944 zahlen müsse. Seitdem droht die Pfändung deutschen Besitzes in Italien. Derzeit sind in Italien rund 50 ähnliche Verfahren wie das zu Civitella anhängig. Deutschland hatte schon 1961 eine Entschädigungsvereinbarung mit der Regierung in Rom geschlossen und danach 40 Millionen Mark an Leistungen als Wiedergutmachung gezahlt.
Quelle: ntv.de