Aufforderung zum Austritt Merz attackiert DGB
15.12.2002, 20:29 UhrDer stellvertretende Fraktionschef der Union, Friedrich Merz, macht mit ungewöhnlich scharfen Attacken auf die Gewekschaften erneut Schlagzeilen. Erst gestern sorgte ein Zeitungsinterview für großen Aufsehen, in dem Merz die Fraktionschefin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel heftig kritisierte.
In einem Gespräch mit dem "Focus" warf Merz den Gewerkschafteneinen immer "dreister vorgetragenen Machtanspruch" vor. Sie maßten "sich mittlerweile an, Einfluss zu nehmen selbst auf Steuergesetze". Die Gewerkschaften seien dafür verantwortlich, "dass die Verriegelung des Arbeitsmarktes nicht ab-, sondern zunimmt", meinte Merz.
Aufforderung zum Gewerkschaftsaustritt
Er forderte die CDU-Gewerkschafter auf, aus dem DGB auszutreten und Mitglied der wieder wachsenden ChristlichenGewerkschaften zu werden. Er gab den CDU-Kollegen auch den Rat, zumindest ihren Mitgliedsbeitrag zurückzuhalten, solange sich ihre Gewerkschaft parteipolitisch einseitig auf die Gegenseit schlage.
Dieser Aufruf sei "unverantwortlich und hätte verhängnisvolleFolgen für den sozialen Frieden", sagte Sommer. Merz als "Wirtschaftslobbyist" werfe leichtfertig die Idee derEinheitsgewerkschaft über Bord. CDU-Chefin Angela Merkel solleihn "in der Bundestagsfraktion endlich in die Schranken weisen undaufpassen, dass die CDU eine Volkspartei bleibt", meinte Sommer.
Kritik übte auch CDU-Mitglied und DGB-Bundesvize Ingrid Sehrbrock: "Ich habe den Eindruck, Herr Merz hat nicht verstanden, was dieAufgabe der Gewerkschaft ist. Als Arbeitnehmervertreterin müsse dieGewerkschaft sich natürlich gegenüber der Wirtschaft und derRegierung zu relevanten Themen äußern, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa.
Ähnliche Kritik übte der CDA-Chef Hermann-Josef Arentz. "Wirwissen ja, dass Friedrich Merz manchmal ein Sponti ist. Oftmacht ihn das liebenswert, diesmal aber liegt er voll neben der Sache", sagte Arentz der Tageszeitung "taz". EineVolkspartei wie die Union sei "schlecht beraten, sich die achtMillionen Gewerkschaftsmitglieder zum politischen Gegner zu machen".
SPD-Fraktionschef Franz Müntefering warf Merz vor, er wolle "dieGewerkschaften weghaben" und plädiere für "zahnlose Parteien-Gewerkschaften". Seine Reformvorstellungen führten "in dieKälte" - es sei daher gut, dass er nichts zu bestimmen habe.
Am Samstag hatte Merz in der "Berliner Zeitung" Merkel Wortbruch vorgeworfen. Sie habe seine Ablösung als Fraktionsvorsitzender entgegen einer Absprache von langer Hand hinter seinem Rücken betrieben.
Quelle: ntv.de