Der als "Kalif von Köln" bekannte Islamistenführer Metin Kaplan ist wieder auf freiem Fuß. Der Dritte Strafsenat des Oberlandesgerichts in Düsseldorf ordnete am Dienstag die Entlassung Kaplans aus der Auslieferungshaft an und hob den Haftbefehl auf. Daraufhin verließ der frühere Führer des inzwischen verbotenen "Kalifatstaats" die Düsseldorfer Haftanstalt als freier Mann.

Nach Angaben von Gerichtssprecher Hans-Joseph Scholten befand der Senat, die von der Türkei beantragte Auslieferung des Islamistenführers sei unzulässig. Bundesinnenminister Otto Schily bedauerte in Berlin den Beschluss des Gerichts und die Haftentlassung. Er plädierte zudem für eine schnelle Entscheidung über eine mögliche Abschiebung Kaplans.

Zuvor hatte das Düsseldorfer Oberlandesgericht den Auslieferungsantrag gegen den Islamistenführer abgelehnt. Die Türkei hatte Mitte Januar die Überstellung des Führers des inzwischen verbotenen islamistischen "Kalifatstaates" beantragt, dem sie Hochverrat vorwirft. Die türkische Justiz beschuldigt Kaplan, er habe zum gewaltsamen Sturz der Regierung in Ankara aufgerufen, um einen Gottesstaat zu errichten. Eine direkte Tatbeteiligung konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden.

In Deutschland war Kaplan zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er zur Tötung eines Rivalen aufgefordert hatte, der daraufhin 1997 von Unbekannten erschossen wurde. Ende März dieses Jahres war die Haftzeit abgelaufen; Kaplan war jedoch zunächst wegen des Auslieferungs-Haftbefehls weiter in Haft geblieben.